Akademische Jahresfeier mit Geburtstagsfeier des Campus Bad Mergentheim
20 Jahre besteht der Campus Bad Mergentheim der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach in diesem Jahr. Im Rahmen der Akademischen Jahresfeier wurde zurück und nach vorne geblickt.
Der Campus Bad Mergentheim der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach feiert seinen 20. Geburtstag - Anlass genug, während der Akademischen Jahresfeier im Kursaal in Bad Mergentheim mit "Zeitzeugen" und Beteiligten auf die Campus-Historie zurückzublicken, aber auch nach vorne zu schauen und sich als DHBW und Partnerunternehmen zu fragen, wie sich die Hochschule in der Kurstadt weiterentwickeln soll. So gab es an diesem Abend neben Grußworten der Campus- und Hochschulleitung, Preisübergaben und Ehrungen auch drei sogenannte Live-Talks, die sich unter der Moderation von SWR-Redakteur Alexander Dambach mit diesen wegweisenden Themen auseinandersetzten.
1. Wie hat sich der Standort entwickelt?
Begonnen hat die DHBW-Standortgeschichte mit dem Aufbau des Studiengangs "International Business" (IB). So äußerten sich im Gespräch die Studiengangsvertreter Prof. Axel Gerloff, Prof. Rainer Jochum, Prof. Eva Maria Boder, Prof. Enrico Purle sowie Prof. Wolfgang Reinhart (MdL und Vizepräsident des baden-württembergischen Landtags), der bei der Entscheidung für den DHBW-Standort dabei war. Im Herbst 2000 habe es, erinnerte sich Wolfgang Reinhart, mit Ministerpräsident Erwin Teufel die ersten Gespräche gegeben: "Ich habe zu ihm gesagt, wir sind zwar der dünnbesiedelste Landkreis, aber es war immer groß für Baden-Württemberg, wenn man dezentrale Strukturen stärkt. Es war mein Herzenswunsch, im Main-Tauber-Kreis eine Hochschule aufzubauen." Im März 2001 im Hotel Victoria wurde der Entschluss bei einer Pressekonferenz bekanntgegeben. "Dass das gelungen ist, war sehr schön, denn die Performance war immer dort am besten, wo es um Hochschulstandorte herum die entsprechenden Entwicklungen gab." Er verwies auf das neue Angebot eines Studienkollegs, bei dem sich Studierende aus dem Ausland auf ein technisches Studium in Deutschland vorbereiten können: "Das ist eine Bereicherung. Und besonders wichtig, dass in diesem Bereich auch die Unternehmen als Partner dabei sind."
Axel Gerloff war der erste Studiengangsleiter in Bad Mergentheim im Bereich "International Business": "Wir haben in einem Teil des Schlosses gestartet, es gab Aufbruchsstimmung und uns war klar, wir wollten hier hineinwachsen." Er sei überrascht gewesen, da er nicht aus der Region komme, wie viele große Unternehmen es gebe, und habe gemerkt: "International Business passt hierher." Bereits seit 20 Jahren sei das Thema "Change Management", der Umgang mit Veränderungsprozessen in Unternehmen, ein Schwerpunkt des IB-Studiengangs, neue wichtige Themen, auch durch gesellschaftliche Tendenzen seien hinzugekommen, so Eva Maria Boder. Das seien Sustainability / Nachhaltigkeit, auch mit Blick auf den Bereich Controlling und Finance, ebenso wie Diversity / Vielfalt, um unterschiedliche Perspektiven kennenzulernen. Rainer Jochum und Enrico Purle betonten die Wichtigkeit innerhalb des DHBW-Studiums, dieses mit Leben zu füllen und ein Netzwerk aufzubauen, das auch nach der Studienzeit fortbesteht.
2. Warum ist eine Hochschule wichtig für den ländlichen Raum?
Hierzu diskutierten Prof. Martina Klärle, die Präsidentin der DHBW, für welche die Veranstaltung ein "Heimspiel" war, da sie aus Weikersheim kommt, Prof. Gabi Jeck-Schlottmann, Rektorin der DHBW Mosbach, zusammen mit Oberbürgermeister Udo Glatthaar und Ralf Sturm, Vorsitzender des Hochschulrats und Group Director Human Resources bei ebm-papst. Ralf Sturm: "Aus meiner Erfahrung im Mitarbeitermanagement bei einem Weltmarktführer kann ich sagen, rund 70 Prozent der Mitarbeitenden kommt aus der Region und es hat eine existenzielle Wichtigkeit, Jugendliche und Studierende hier zu halten." Hätte man diese Hochschullandschaft nicht, gebe es große Schwierigkeiten, Fachkräfte und Expertenstellen nachzubesetzen. Martina Klärle betonte weiter, dass Überzeugungsarbeit bei Bundes- und Landesmitteln zu leisten, dies aber entscheidend für den Erfolg sei: "Das Konzept der DHBW ist besonders und Study in the Castle ein Segen für Bad Mergentheim, für den es wichtig ist, dranzubleiben und gemeinsam an einem Strang zu ziehen, da er nicht selbstverständlich ist. Wenn wir zusammenhalten, werden wir das hinbekommen." Gabi Jeck-Schlottmann wünscht sich einen schnellen Ausbau im Schloss: "Der Bedarf ist hoch und wir konnten das Finanzminister Danyal Bayaz bei seinem Besuch mitgeben, hatten auch schon Gespräche mit untergeordneten Behörden. Wir haben alle dasselbe Ziel, auch wenn noch Schritte in der Bürokratie gegangen werden müssen, ist es in den nächsten Jahren möglich." OB Udo Glatthaar bestätigte den gemeinsamen Wunsch, die Studierendenanzahl in Zukunft auf 1000 zu erhöhen, auch da die Hochschule einen Wachstumsschub gebracht habe und er das auch weiter für die Stadt und die Region erwarte. "Wir sind dabei, dicke Bretter zu bohren. Der Finanzminister hat sich das Schloss extra angeschaut und ein klares Bekenntnis abgegeben, die Hochschulstandorte ausbauen zu wollen." Die „Alte Reithalle“, derzeit nur als Lagerfläche genutzt, soll zu einem multifunktionalen Gebäude umgebaut werden mit Audimax, das von der Hochschule, aber auch von anderen öffentlich genutzt werden kann.
3. Wie wird es an der Hochschule in Bad Mergentheim weitergehen?
Unternehmer Dr. Manfred Wittenstein bedauerte im Live-Talk: "Für uns war immer klar, dass wir das Schloss durch die Studierenden belegen", aber diese seien immer noch nur zu einem Teil im Schloss angesiedelt, und damit gehe die Attraktivität und der Leuchtturmcharakter etwas verloren. "Man braucht das Amtsgericht und die Polizei nicht im Schloss, aber die Studierenden, wir brauchen die Zukunft im Schloss, das liegt mir sehr am Herzen. Mein Traum ist es, über die Lehre hinweg Forschungsstandort zu werden." Unternehmen seien in der Transformation gefordert und Wirtschaft und Hochschule müssten gemeinsam überlegen, wo man ansetzen könne, und welche Studiengänge und Dynamiken gefördert werden müssten, um auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet zu sein.
Campusleiter Prof. Seon-Su Kim ging auf das Thema Diversity / Vielfalt ein, das er neben Nachhaltigkeit und Digitalisierung als bestimmend ansieht. Es sei von Bedeutung, sich frühzeitig als Hochschule zu positionieren und zu zeigen, was man zu bieten habe. "Wenn wir über Fachkräftemangel sprechen, braucht es Konzepte, um für viel mehr Menschen attraktiv zu sein." Deshalb sei man Teil eines Förderprogramms, mit einem Topf von sieben Millionen Euro über die nächsten sechs Jahre, dessen Ziel es sei, hochqualifizierte Menschen für die DHBW zu gewinnen. Prof. Elke Heizmann berichtete von neuen Nachhaltigkeit-Studiengängen, Prof. Max Mühlhäuser meinte im Austausch: "Selbstverständnis der DHBW ist es, regionale Unternehmen zu fördern." Ihm sei deshalb wichtig, Wissen zu kreieren und einen Kompetenzaufbau zu schaffen.
Zum Abschluss der Akademischen Jahresfeier, einer Art Campus-Geburtstagsfeier, zeigte sich Campusleiter Kim dankbar für das, was bereits erreicht wurde und zuversichtlich, was die Weiterentwicklung des Campus betrifft.
Folgende Ehrungen fanden im Rahmen der Akademischen Jahresfeier statt:
35 Jahre Tätigkeit an der DHBW: Prof. Gabi Jeck-Schlottmann, Laudatio: Prof. Martina Klärle.
Doktorandin Dr. Myriam Hamich, Laudatio: Prof. Max Mühlhäuser.
BIM-Award 2021 (Building Information Modeling“, Bauwerksdatenmodellierung), Schirmherr des Preises ist Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann:
Preisträgerin: Vicky Mehl, Laudatio: Prof. Markus Schönit.
Wirtschafts- und Ethikpreis: Lena Cremer, Tim Krajcek, Mara Wütherich, Mareike Freund, Lina Kapp, Linda Pleninger, Laudatio: Patricia Wahl
Bilder: Linda Hener und DHBW