Auslandssemester: anders als gedacht!

Mein Name ist Luca Noll und ich bin seit 2018 Student an der DHBW Mosbach. Da mein Studiengang (internationales technisches Projektmanagement) schon immer Wert auf Auslandssemester legt und auch die Möglichkeit eines Double Degree bietet, habe ich mich von Beginn an darauf gefreut im Hauptstudium ins Ausland zu gehen.

Bereits 2019 haben die ersten Vorbereitungen der Bewerbung begonnen und Anfang 2020 vor Ausbruch der Corona-Pandemie wurde diese erfolgreich eingereicht. Als Ende März pünktlich zum Ende des 4. Semesters deutlich wurde, welchen Stellenwert Corona haben wird, wurden nicht nur die Klausuren in den Sommer verlegt, sondern auch zum ersten Mal Zweifel in meinem Kopf laut, ob der Plan an die USW in Wales zu gehen noch zielführend ist.

Nach langen Überlegungen habe ich mich dafür entschieden es zu versuchen und bei meiner Bewerbung zu bleiben. Ab diesem Zeitpunkt im frühen Sommer 2020 gab es auch wegen interner Fristen also kein Zurück mehr. Nun begann die Zeit der Hoffnung, dass Ende September schon alles gut gehen wird. Als es nun soweit war und deutlich wurde, dass Lockdown und Einreisebestimmungen das Leben in Wales extrem einschränken werden, habe ich den offiziellen Rat der USW befolgt und habe mich bis Weihnachten aus Deutschland mit dem Home-Studium in Wales beteiligt. Da grundsätzlich alle Vorlesungen digital stattgefunden haben und es nicht erlaubt war sich mit mehr als einer Person eines anderen Hausstandes zu treffen, fiel das Sozialleben vor Ort flach und viele der heimischen Mitstudierenden waren auch nicht am Campus, was zumindest das Gefühl vermittelt hat nicht alleine mit seiner Entscheidung zu sein. Der Kontakt zu diesen war immer sehr freundlich, durch diverse Gruppenarbeiten stetig und erfrischend, jedoch immer virtuell.

Als nun mein erstes Auslandstrimester an Weihnachten geendet ist, war die Hoffnung 2021 nach Wales zu gehen groß und umso größer war die Enttäuschung als Wales Anfang 2021 noch schärfere Maßnahmen angekündigt hat, die lediglich einen Wocheneinkauf und andere dringlichste Dinge als Grund die Wohnung zu verlassen akzeptiert hätten. Das Leben am Campus wurde also wieder unmöglich und so langsam wurde meine Frustration spürbarer. Aufgrund dieser Tatsache und heftigsten Einreisebedingungen, entschied ich mich nach Rücksprache mit anderen Studenten aus Mosbach dazu auch dieses Trimester abzuwarten.

Nun befinde ich mich in der gegenwärtigen Situation, in der nicht mehr allzu viel Zeit zum Beginn des Praxissemesters bleibt und Wales zwar für Einheimische lockert, aber eine mehrwöchige Quarantäne die Einreise weiterhin erschwert. Der aktuelle Lichtblick ist der 17.Mai an den Einreiselockerungen nach einem Ampelsystem eingeführt werden. Wenn Deutschland den grünen Status bekommt, werde ich zusammen mit anderen Studenten noch einige Wochen in Wales verbringen.

Die Zeit im Online-Studium war und ist mit sehr ambivalenten Gefühlen verbunden. Zum einen fühle ich mich zumindest eines Teils der Erfahrungen beraubt und frage mich ob sich dass alles gelohnt hat, zum anderen sehe ich aber auch, dass das Studium an der DHBW ebenfalls völlig online stattgefunden hätte und ich so zumindest mein Englisch in Wort und Schrift verbessern konnte. In Gruppenarbeiten ist auch der Kontakt zu Studierenden aus aller Welt zustande gekommen, sodass ich zum Beispiel von Chethiya aus Sri Lanka einiges lernen konnte.

Mein Auslandsstudium hat mir trotz allem dabei geholfen meine Resilienz zu trainieren und mich intensiver denn je mit Selbstmotivation zu befassen. Da alle Studierenden Inhalte alleine lernen mussten, die sonst in Vorlesungen und Tutorien vermittelt worden wären, haben wir sehr viel im Team zusammengearbeitet und uns gegenseitig unterstützt.

Normalerweise würden im Anhang viele schöne Bilder und persönliche Impressionen für euch Leser anfügt sein, doch das Bild was sich mir im letzten dreiviertel Jahr geboten hat, ist euch allen bekannt: Der Computerbildschirm.

Ich habe dieses mit Gebühren verbundene Studium dank der Christian Bürkert Stiftung mitfinanzieren können, was mir gerade angesichts der Tatsache, dass mein Praxispartner von der Krise sehr hart getroffen ist und die eingeplante Unterstützung von dieser Seite weggebrochen ist, sehr geholfen hat.