DAAD-Preis für Maria Karadzhi
Bad Mergentheimer Studentin und Mutter von drei Kindern ist Preisträgerin 2022
Maria Karadzhi (35), Studierende der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach am Campus Bad Mergentheim, erhält in diesem Jahr den mit 1000 Euro dotierten DAAD-Preis ihrer Hochschule. Ausgezeichnet werden damit außergewöhnlich motivierte und engagierte internationale Studierende, die ihr Abitur nicht in Deutschland gemacht haben und die nicht in Deutschland geboren sind. Der Preis, ausgeschrieben über den Deutschen Akademischen Auslandsdienst (DAAD), soll dazu beitragen, diesen Studierenden an deutschen Hochschulen ein Gesicht zu geben. Maria Karadzhi, die mit Systemair als Partnerunternehmen „International Business“ studiert, stammt ursprünglich aus Russland, hatte dort schon ein Journalismus-Studium absolviert und ist Mutter von drei Kindern. Als sie 2018 mit ihrer Familie von Moskau nach Deutschland kam, sprach sie kaum Deutsch. Im Interview berichtet sie von ihrem Werdegang, was Motivation damit zu tun hat und was ihr an ihrem Studium in Bad Mergentheim besonders gefällt.
Maria Karadzhi, in welcher Phase Ihres IB-Studiums befinden Sie sich?
Maria Karadzhi: Der Großteil meines Studiums ist bereits vergangen und im Moment ist mein Hauptziel, den langersehnten Bachelorabschluss zu erlangen. Mein Partnerunternehmen ist Systemair, das sich mit der Herstellung und dem Verkauf von Lüftungstechnik beschäftigt. Systemair hat seinen Hauptsitz in Schweden und weltweit viele Tochtergesellschaften, unter anderem in Boxberg.
Wann kamen Sie nach Deutschland?
Karadzhi: Im Jahr 2018 bin ich mit meiner großen Familie aus Moskau nach Deutschland gezogen. Damals beschränkten sich meine Deutschkenntnisse auf das Wort „Hallo“. In Russland hatte ich einen Masterabschluss im Bereich „Journalismus“ erworben und als Gerichtsreporterin gearbeitet. Als ich dann nach Deutschland kam, wurde mir klar, dass ich ohne Sprache nicht viel erreichen kann und ich wollte nicht „nur die Mutter“ bleiben und auch meine Selbstverwirklichung nicht aufgeben.
Wie wurden Sie auf das Angebot der Dualen Hochschule aufmerksam?
Karadzhi: Motivation ist mein Hauptmotor. Genau ein Jahr nach meinem Umzug habe ich schon die Deutsch-Sprachprüfung auf dem Niveau C1 bestanden und 2020 wurde ich DHBW-Studentin. Ursprünglich hatte ich geplant, an einer gewöhnlichen Universität zu studieren, da es in meinem Land kein duales Studium gibt. Aber nachdem ich von einem so großartigen System, also der Kombination von Praxis und Theorie, erfahren hatte, war für mich klar, wo und was ich studieren wollte.
Nun werden Sie für Ihre Mühe ausgezeichnet.
Karadzhi: Es handelt sich um das DAAD-Programm „STIBET“, das eingeschriebenen Bildungsausländerinnen und -ausländern die Möglichkeit gibt, einen Preis zu bekommen. Dafür musste ich mich bewerben. Die Leitung der DHBW ermittelt nach Überprüfung der erforderlichen Unterlagen den Gewinner.
Welche Voraussetzungen gab es für die Bewerbung?
Karadzhi: Die Studierenden sollen sich im zweiten oder dritten Jahr ihres Bachelorstudiums befinden, gute Studienleistungen erbringen und sich gesellschaftlich-sozial engagieren.
Wie gefällt Ihnen das Studium?
Karadzhi: Mein Studium läuft sogar viel besser, als ich es mir vorgestellt habe. Da ich bereits einen Masterabschluss absolviert habe, kann ich das vergleichen. Besonders ist, fünfzig Prozent meiner Fächer werden in Englisch unterrichtet und Professorinnen und Professoren aus Amerika, Südafrika und anderen Ländern kommen für ein paar Wochen zu uns an die Hochschule, um bei uns die Vorlesungen zu halten. Die Gestaltung der Vorlesungen gefällt mir bei meinem Studium am meisten. Es sind keine langen und langweiligen Vorlesungen in riesigen Hallen mit vielen Studierenden, in denen der Professor einen Monolog-Vortrag hält, sondern jeder unserer Kurse umfasst verschiedene Projekte, Präsentationen, Schulungen, Übungen und verlangt volles Engagement der Studierenden. Obwohl wir am Ende des Semesters unsere Noten auf Grundlage der schriftlichen Klausuren erhalten, funktioniert es aber nicht, einfach in den Vorlesungen zu sitzen, ohne am Prozess teilzunehmen. Ich kann mich während meines Studiums an keinen einzigen negativen Moment erinnern. Ich möchte vor allem alle Professorinnen und Professoren erwähnen, die noch nie eine Bemerkung über meine nicht ideale deutsche Sprache oder meine Herkunft gemacht haben. Ich habe mich hier nie missverstanden gefühlt und wurde immer unterstützt.
Wie wohl fühlen Sie sich in Deutschland?
Karadzhi: Ich liebe mein Leben in Deutschland, weil die Lebensauffassungen der lokalen Bevölkerung vollständig meinen entsprechen. Ich mag die Ordnung, ich mag die Einstellung und Verhaltensweisen der Deutschen zur Umwelt, ich mag die Meinungsfreiheit und die Gleichberechtigung von Männern und Frauen. Doch am meisten liebe ich die Stadt, in der ich wohne: Bad Mergentheim. Es ist die authentischste und schönste Stadt, in der ich je gelebt habe. Bad Mergentheim ist eine hervorragende Mischung aus Gemütlichkeit und Geschichte. Meine Hochschule befindet sich in einem historischen Schloss mit einem wunderschönen Umfeld, was zusätzlich motiviert, frühzeitig zu den Vorlesungen zu kommen oder in der Mittagspause spazieren zu gehen.
Wie geht es für Sie nach dem Studium weiter?
Karadzhi: Natürlich möchte ich in Deutschland bleiben. Ich plane weiter zu arbeiten. Mein Unternehmen Systemair hat ein tolles internationales Team, das sich aus Menschen aus verschiedenen Ländern zusammensetzt. Ich würde mich freuen, nach meinem Studium Mitglied eines so großartigen Teams zu werden.