Herausforderung virtuelles Studium – Lehre und Prüfung im Briefmarkenformat
Studium an der DHBW Mosbach Campus Bad Mergentheim in Pandemiezeiten
Vor Prüfungen ist jeder aufgeregt. Hat man den Stoff verstanden? Gibt es Wissenslücken? In Pandemiezeiten kommt eine zusätzliche Herausforderung hinzu: Auch Prüfungen finden virtuell statt. Die Studierenden der Studienrichtung BWL-Gesundheitsmanagement des DHBW-Campus Bad Mergentheim haben nun in der letzten Juli-Woche erfolgreich ihre Abschlussprüfungen absolviert.
Das letzte Semester im dualen Studium BWL-Gesundheitsmanagement endete mit einer mündlichen Prüfung. Zunächst bereitete der Prüfling ein ausgewähltes Thema fachlich auf und präsentierte es. Im Anschluss galt es, das breitgefächerte fachliche Wissen abzurufen und sich den Fragen der Prüfungskommission zu stellen. Klingt zunächst nicht nach etwas Besonderem. Wäre da nicht die Pandemie-Situation, die noch immer auch das Studium an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) massiv beeinflusst. So fanden die Prüfungen im Gesundheitsmanagement online statt, Prüflinge und Prüfungskommissionen waren über entsprechende Konferenztools zusammengeschaltet – eine Herausforderung für alle Beteiligten. Zumal gerade im dualen Studienmodell die direkte Interaktion zwischen Studierenden und Lehrenden in kleinen Kursgruppen einen wesentlichen Erfolgsfaktor ausmacht und viele sich gerade deswegen für ein duales Studium entscheiden.
Gute Vorbereitung unerlässlich
Schriftliche und mündliche Prüfungen wurden im Studiengang Gesundheitsmanagement ausschließlich virtuell durchgeführt, erklärt Studiengangsleiter Prof. Dr. Boris Hubert, „denn wir sind medienaffin und haben keine Angst, auch mal Neues auszuprobieren“. Dazu musste er zunächst die rechtlichen Rahmenbedingungen klären, denn die Ergebnisse mussten am Ende des Tages rechtssicher sein, beispielsweise einer Prüfung der Handschrift standhalten können. Die Studierenden hatten im Rahmen von sogenannten „Open-Book-Klausuren“ die Möglichkeit, Prüfungen vom heimischen Schreibtisch aus mit der Hand zu schreiben und dabei alle vorhandenen Lehrmaterialien zu nutzen. Die Prüfungsdauer änderte sich dabei nicht, wohl aber wurden die Fragen komplexer, rein auswendig gelerntes Wissen wurde nicht abgefragt.
„Viel Zeit in den Unterlagen zu blättern bleibt nicht, eine gute Vorbereitung ist unerlässlich, um Stress und Zeitprobleme zu vermeiden“, so der Studiengangsleiter. „Man hätte denken können, dass der Notenschnitt dann 1,0 betragen würde, aber das war nicht der Fall.“
Die fertigen handschriftlichen Unterlagen wurden gescannt oder fotografiert und via Datenupload auf der DHBW-internen Lehr- und Lernplattform „Moodle“ zur Korrektur hinterlegt. Durch den verpflichtenden Einsatz von Webcams ließ sich für die Dauer der einzelnen Prüfungen sicherstellen, dass sich die Studierenden allein im Raum befanden und keine Täuschungen durchgeführt wurden. Auch für mündliche Prüfungen kamen Webcams zum Einsatz. Dies ermöglichte Prüfungssituationen ähnlich denen in Präsenzzeiten mit Fragen und Antworten zwischen Prüflingen und Prüfungskommission.
Kein „Corona-Abschluss“
„Die uneingeschränkte Bereitschaft der externen Lehrenden und des Prüfungspersonals, sich mit den teils neuen technischen Gegebenheiten auseinanderzusetzen und Schulungsangebote zu nutzen, war ein wesentlicher Erfolgsfaktor für das Gelingen“, ist sich Boris Hubert sicher. Und zeigt sich insgesamt hochzufrieden mit den Leistungen seiner Schützlinge: „Trotz der nun schon lange andauernden Ausnahmesituation ist es gelungen, auch in der virtuellen Lehre und den Online-Prüfungen unser hohes Qualitätsniveau sicherzustellen,“ so der Professor. Angst vor Imageverlusten? „Es kann nicht die Rede von einem ‚Corona-Abschluss‘ sein“, weist er solche und ähnliche Kritik entschieden zurück und ergänzt: „Der nach Ende des Studiums BWL-Gesundheitsmanagement verliehene akademische Grad des Bachelor of Arts besitzt den gleichen Marktwert wie vor der Pandemie. Und dies bereits zum wiederholten Male, denn auch der Jahrgang 2017 hat im Vorjahr ohne Verzögerung Ende September einen Abschluss gemacht.“
Diese Einschätzung teilen auch die Dualen Partner, bei denen die Studierenden unter Vertrag stehen: „Die Pandemie war und ist eine Herausforderung für unsere Studierenden,“ so Thomas Fröhmer, Vertreter der DAK-Gesundheit und Dualer Partner der DHBW. „Wir sind froh, mit der DHBW Mosbach am Campus Bad Mergentheim eine flexible und kompetente Partnerin an unserer Seite zu haben, die es in kürzester Zeit geschafft hat, ohne Zeitverlust und unter Beibehaltung der Qualität die Lehrveranstaltung online sicherzustellen“.
Auch Nina Göllner, Studentin BWL-Gesundheitsmanagement, gewinnt der aktuellen Situation eine positive Seite ab: „In der digitalen Medienkompetenz bringen uns die Online-Vorlesungen einen großen Schritt nach vorne. Bei der Organisation und der Durchführung von digitalen Workshops und Veranstaltungen können wir unsere Erfahrungen aus den Online-Vorlesung sehr gut einbringen.“
Lehre zu Corona-Zeiten im Studiengang BWL-Gesundheitsmanagement
Bereits Mitte März 2020 musste auch die DHBW auf die Pandemiesituation reagieren und Studierende, Lehrende und Mitarbeitende von jetzt auf gleich „nach Hause“ schicken. Vorlesungen gab es ab diesem Zeitpunkt bis auf wenige Ausnahmen ausschließlich in virtueller Form – verbunden mit hohen Anforderungen an Selbstorganisation und -motivation, erklärt Boris Hubert.
Die Studienrichtung BWL-Gesundheitsmanagement am Campus Bad Mergentheim stellte sich zügig auf die neue Situation ein. Tablet-PCs, Smart-Pens, Whiteboards und Webcams sollten die reale Vorlesungssituation bestmöglich abbilden und erleichtern. Dozenten konnten ihre Präsentationscharts durch handschriftliche Anmerkungen ergänzen bzw. die mündlich kommunizierten Veranstaltungsinhalte auf virtuellen Whiteboards notieren. Die Präsentationsflächen waren für alle Teilnehmenden durchgängig sichtbar. Die direkte Interaktion untereinander, ähnlich einer Face-to-Face-Vorlesung im Hörsaal, blieb gewahrt, niemand konnte sich „verstecken“ bzw. übersehen werden. In „virtuellen Räumen“ der Kommunikationsplattformen trafen sich die Studierenden in kleineren Gruppen, um arbeiten zu können. Die Lehrenden konnten sich dabei jederzeit dazu schalten, um Hilfestellung zu leisten.