Krisenfest durch Kreislaufwirtschaft: Die Strategie gegen Lieferkettenchaos und Millionenschäden

Studie „The Business Case for a Circular Economy“ beleuchtet Risiken globaler Lieferketten und bietet Lösungen durch nachhaltige Geschäftspraktiken.

Eine aktuelle Studie zeigt, dass Investitionen in die Kreislaufwirtschaft nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch wirtschaftlich vorteilhaft sind. Die Studie mit dem Titel „The Business Case for a Circular Economy“ verdeutlicht, wie Unternehmen durch die Einführung kreislaufwirtschaftlicher Prinzipien ihre Abhängigkeit von globalen Lieferketten reduzieren und gleichzeitig ihre Resilienz gegenüber geopolitischen, wirtschaftlichen und klimabedingten Störungen stärken können. Co-Autor Prof. Dr. Markus Zimmer, Professor für Sustainable Management an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach, fasst die wesentlichen Ergebnisse zusammen. 

COVID19, die Havarie des Superfrachters Ever Given im Suez-Kanal, die Kriege in der Ukraine oder in Gaza: Die Untersuchung der Circular Republic hebt hervor, dass globale Lieferketten durchschnittlich alle 1,4 Jahre von schwerwiegenden Störungen betroffen sind. Diese Störungen, die durch Naturkatastrophen, politische Instabilität oder Handelsbeschränkungen verursacht werden, führen zu erheblichen wirtschaftlichen Schäden, die bis zu 10 Prozent der Produktkosten betreffen können. Besonders stark betroffen sind Branchen, die auf kritische Rohstoffe angewiesen sind, wie die Automobil- oder Elektrowerkzeugindustrie.

Eine der zentralen Erkenntnisse der Studie ist die Abhängigkeit von China bei der Beschaffung von wichtigen Rohstoffen. „In einigen Industriezweigen, etwa bei der Produktion von Batterien für Elektrofahrzeuge, liegt die Abhängigkeit von chinesischen Lieferanten bei bis zu 91 Prozent“, erklärt Zimmer. Bei einer Unterbrechung der Lieferkette könnten damit zusätzliche Beschaffungskosten von bis zu 1.600 Euro pro Fahrzeug entstehen.

Sechs Strategien für eine widerstandsfähige Zukunft

Die Studie schlägt sechs konkrete Maßnahmen vor, um Lieferkettenrisiken durch die Implementierung von Kreislaufwirtschaftsprinzipien zu minimieren:

  • Transparenz in der Lieferkette: Eine bessere Nachverfolgbarkeit von Materialien hilft, Risiken frühzeitig zu erkennen.
  • Nearshoring und Friendshoring: Die Verlagerung der Produktion in geografisch und politisch stabilere Regionen verringert die Abhängigkeit von globalen Lieferketten.
  • Materialkreisläufe: Durch Wiederverwertung und Recycling von Materialien kann der Bedarf an neuen Rohstoffen gesenkt werden.
  • Reparatur, Wiederaufarbeitung und Wiederverwendung: Produkte und Komponenten sollen nicht nur einmalig genutzt, sondern möglichst lange im Einsatz bleiben.
  • Design für Kreislaufwirtschaft: Produkte müssen so gestaltet werden, dass sie leicht repariert und recycelt werden können.
  • Lebenszykluskosten und Gesamtkostenbetrachtung: Eine ganzheitliche Betrachtung der Kosten über den gesamten Lebenszyklus eines Produkts hinweg ermöglicht langfristige Einsparungen.

Vorteile für Wirtschaft und Umwelt

„Die Kreislaufwirtschaft ist nicht nur ein ökologisches Gebot der Stunde, sondern auch eine wichtige wirtschaftliche Strategie, um Unternehmen gegen globale Lieferkettenrisiken abzusichern“, sind sich Markus Zimmer und die anderen Autoren der Studie einig. „Unternehmen, die in kreislaufwirtschaftliche Lösungen investieren, senken nicht nur ihre Abhängigkeit von globalen Lieferanten, sondern steigern auch ihre Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz.“

Unternehmen senken durch die Einführung dieser Strategien im Krisenfall nicht nur Kosten und vermeiden Ausfallzeiten, sondern leisten ganz „nebenbei“ auch einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit: eine Win-Win-Situation für Unternehmen, Gesellschaft und die Umwelt.

Über die Studie

Die Studie „The Business Case for a Circular Economy“ wurde im Rahmen einer Zusammenarbeit zwischen Circular Republic, Porsche Consulting, der Allianz, Agora Strategy und der Technischen Universität München durchgeführt. Sie bietet eine umfassende Analyse der zunehmenden Risiken globaler Lieferketten und zeigt auf, wie Unternehmen durch die Einführung zirkulärer Wertschöpfungsketten widerstandsfähiger werden können. Prof. Dr. Markus Zimmer, Researcher bei der Allianz und seit September Professor für Sustainable Management an der DHBW Mosbach, ist Mit-Autor. Durch die Bündelung von Expertise aus Wissenschaft, Wirtschaft und Beratung bietet die Studie praxisnahe Strategien, um Unternehmen dabei zu unterstützen, langfristig resilient und wettbewerbsfähig zu bleiben.

Kontakt

Prof. Dr. Markus Zimmer
  • Professor Sustainable Management

Arnold-Janssen-Str. 9-13
74821 Mosbach

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