Die Vergangenheit feiern, die Zukunft bereiten
DHBW Mosbach beging ihren ersten Akademischen Abend
Eine würdige und kurzweilige Feier war der erste Akademische Abend der DHBW Mosbach. Als Höhepunkt des Jubiläumsjahres 2020 geplant, bot sich corona-bedingt erst im Oktober 2021 erstmals seit drei Semestern die Gelegenheit für Feierlichkeiten in Präsenz. Die Freude, wieder eine Präsenzhochschule zu sein, klang das ganze Programm hindurch mit.
„Am Dies academicus, dem akademischen Tag, beschäftigt sich eine Hochschule mit sich selbst. Wir wollen besondere Personen, Projekte und Leistungen würdigen, die im normalen Studienalltag einer großen Hochschule unverdientermaßen zu wenig Aufmerksamkeit bekommen“, stimmte Rektorin Prof. Dr. Gabi Jeck-Schlottmann ihre Gäste aus der Hochschul- und DHBW-Welt, aus Politik und Wirtschaft, von der Stiftung und dem Förderverein auf den Abend ein. Themen aus drei Zeitabschnitten - damals, heute und morgen - und drei Ehrungen standen auf dem Programm. Die Redner und rund 70 Personen im Publikum waren in Präsenz in der Alten Mälzerei zusammengekommen, weitere Gäste waren virtuell zugeschaltet. Der Akademische Abend soll Tradition an der nördlichsten DHBW-Akademie werden und 2022 den Höhepunkt des Campus-Jubiläums in Bad Mergentheim bilden.
40 Jahre DHBW Mosbach
„Einen Blick zurück und einen Blick nach vorne“ versprach Moderator und SWR-Redakteur Alexander Dambach. Auf 40 Jahre Geschichte und Leistungen der Berufsakademie Mosbach und DHBW im Wandel blickten daher die Gäste der ersten Diskussionsrunde: Gründungsdirektor Prof. Alexander von Freyhold (im Video) betonte die breite Unterstützung der Unternehmen, „denn sie haben die Hochschule nach vorne gebracht“, der emeritierte Prof. Dr. Albrecht Dinkelacker als erster Fachleiter Maschinenbau erinnerte an „den Start-up-Spirit an der jungen BA Mosbach, wir waren ein kleines, junges Team ohne Bürokratie“. Prof. Dr. Volkhard Wolf, immerhin seit 20 Jahren Professor an der DHBW, lobte die „von außerordentlich großem Vertrauen geprägte Zusammenarbeit“ und Tanja Eggers, Alumna der ersten Jahre, skizzierte ihren Weg vom BA-Studium über die Karriere in einem großen Handelsunternehmen als Prokuristin bis zur Selbständigkeit und die Rückkehr an die DHBW als Dozentin und Referentin und Coach. Aufbauend auf die Leistungen der Vergangenheit, richtete die Rektorin dann den Blick nach vorne auf Gegenwart und Zukunft.
Erfolgsgeschichte Dirt Torpedo
Das Team der Tunnelbohrmaschine Dirt Torpedo blickte im lockeren Gespräch nicht nur auf den Wettbewerb in den USA zurück, dessen Ablauf spannend wie ein Krimi war, leider aber ohne Starterlaubnis enttäuschend endete, sondern insbesondere auch darauf, was gewonnen wurde: Erfahrungen in Kommunikation, Teamführung und Projektmanagement, bei Sponsorenakquise und Zusammenarbeit mit Unternehmen, in der Selbstmotivation auch angesichts von Rückschlägen. Den großen Vorteil ihrer Tunnelbohrmaschine, die hohe Flexibilität, die auch kurvige Tunnelbohrung inklusive Abraumtransport und Ausschalung ermöglicht, wollen sie im nächsten Jahr in einem europäischen Wettbewerb belegen, verriet das Team einige Zukunftspläne. Noch sei der Dirt Torpedo allerdings auf dem Atlantik unterwegs.
Bauvorhaben in Vergangenheit und Zukunft
Zwei Filme entführten das Publikum mit nostalgischen Bildern in die Vergangenheit bzw. skizzierten die Vision für die Zukunft. Von Freyhold schwelgte im Gebäude in der Arnold-Janssen-Straße vom Beginn der Berufsakademie, als die ganze Hochschule noch aus einem Kurs mit 18 Studierenden und einer Handvoll Professoren und Mitarbeiter bestand und in wenige Räume passte. Danach folgte der Umbau der Schule im Lohrtalweg, der Bau des heutigen Hauptgebäudes mit dem Kolbenverdichter als Wahrzeichen und 2015 schließlich die Eröffnung des preisgekrönten Passiv-Neubaus, „eine meiner ersten großen offiziellen Amtshandlungen“, erinnerte sich die Rektorin. Doch das Festprogramm stoppte nicht beim Blick zurück in die (räumliche) Vergangenheit der DHBW, sondern präsentierte auch die Vision für die Zukunft: Die DHBW Mosbach soll zu einem Campus zusammenwachsen, der Lohrtalweg über das Obertorzentrum mit der Stadt verbunden werden. „Wegweisende Architektur, Nachhaltigkeit und Digitalisierung“ pries Gerhard Lauth, Geschäftsführer der Stiftung Pro DHBW Mosbach, die wesentlichen Merkmale des neuen Gebäudes, in dem passenderweise das Baukompetenzzentrum seine neue Heimat finden soll. Hatte er in den letzten Monaten den Dirt Torpedo bei der Spendenakquise unterstützt, ist nun das neue Ziel fest im Blick, eine Unterstützung des Ersatz-Neubaus mit Drittmitteln.
Dabei gibt es Rückendeckung aus der Politik. Grußredner Minister Peter Hauk erinnerte sich an das Wagnis, die DHBW Mosbach zu gründen - er begleitet ihre Geschicke ebenfalls bereits seit Jahrzehnten. Denn ein duales Studium verursache durch seine Kürze und hohe Erfolgsquote auch die geringsten Kosten pro Studienabschluss. „Ein weiterer Ausbau ist darum zu befürworten“, so Hauk, zudem die DHBW immer stark bedarfsorientiert war. Auch Landrat Dr. Achim Brötel sieht, wie die DHBW Mosbach zu einem „unverzichtbaren Standortfaktor für die ganze Region geworden“ ist, doch nun dürfe man die Zukunft in der Causa Obertorzentrum nicht verschlafen, um den Wissenstransfer für eine ganze Branche zu sichern. „Ich verspreche Ihnen einen gemeinsamen langen Atem für die bauliche Erweiterung der DHBW Mosbach“, so Brötel.
Ehrungen besonderer Leistungen
Der Wandel innerhalb der letzten 40 Jahre mit neuen Aufgaben wie der Forschung war auch bei den Ehrungen spürbar. Dr. Christian Götz wurde als erster Doktorand der DHBW Mosbach bzw. des Campus Bad Mergentheim gebührend geehrt. Prof. Dr. Max Mühlhäuser erinnerte an den noch jungen Forschungsauftrag der DHBW - „nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch Wissen schaffen“! Doch Götz sei nur der erste von fünf Nachwuchswissenschaftlern, die bereits ihre Promotion abgeschlossen haben oder sehr bald abschließen werden, ganz zu schweigen von den Promovierenden, die ihre Forschungsarbeit gerade erst aufgenommen haben.
Sechs Preisträgerinnen und Preisträger des Jahrgangs 2017 wurden von der Stiftung „Wirtschaft und Ethik“ für ihre Bachelorarbeiten ausgezeichnet. „Nachhaltig zu wirtschaften ist eine Notwendigkeit für Unternehmen, wenn sie in der Zukunft überleben wollen“, so Patricia Wahl in einer bewegenden Rede über die Motivation ihres erst kürzlich verstorbenen Vaters zur Stiftungsgründung.
Die höchste Ehrung der DHBW, die Ehrenprofessur, erhielt Dr. Dipl.-Ing. Helmut Schweer. Die Urkunde war bereits im Corona-Jahr übergeben worden, doch die Rektorin ließ es sich nicht nehmen, dem langjährigen Lehrbeauftragten auch an diesem besonderen Abend noch einmal zu danken. Als ausgewiesener Experte im Bauingenieurwesen, der in seiner akademischen Lehre und seiner beruflichen Tätigkeit in idealer Weise die Dualität aus Theorie und Praxis verkörpert, pflegt er seit vielen Jahren engen Kontakt zur DHBW Mosbach, so die Rektorin, und leistet damit einen wesentlichen Beitrag zur akademischen Entwicklung der Studierenden.