Vermessungskunde in der Praxis
Wer in der zweiten Oktoberwoche auf dem Hauptcampus der Dualen Hochschule Baden Württemberg (DHBW) Mosbach im Lohrtalweg unterwegs war, konnte Gruppen junger Menschen mit Warnwesten und technischem Gerät beobachten. Studierende des Bauingenieurwesens haben das Campusgelände vermessen: Aufhören bei Regen? Keine Option!
Der Studiengang Bauingenieurwesen ist bei Partnerunternehmen wie Studieninteressierten stark nachgefragt und mit 550 Studierenden der größte technische Studiengang der DHBW Mosbach. Im Grundlagenstudium steht Vermessungskunde auf dem Stundenplan. Dabei lernen die Nachwuchsingenieure zunächst die Theorie, beispielsweise dass in der Vermessung ein Kreis keine 360 Grad, sondern 400 Gon hat. Die Laboringenieure Ralf Brecht und Christian Stier führten gemeinsam mit den Lehrbeauftragten anschließend den praktischen Teil durch.
„Trotz diverser Messgeräte wie Tachymeter, Laserscanner oder GPS ist das Nivelliergerät heute und auch in Zukunft weltweit im Einsatz auf Baustellen“, führt Brecht in der Unterweisung an und erklärt den Umgang mit Feldbuch, Messgerät und Messlatte. Die Gründe liegen auf der Hand: „Höhenmessungen mit konventionellen Geräten sind kostengünstig, unabhängig von Strom und Satellitendaten und können bei jeder Witterung durchgeführt werden“, so Brecht. Erstaunlich ist auch die Genauigkeit, die so erzielt werden kann. Bei sorgfältiger Vermessung kann mittels des sogenannten Nivellements, also der Messung und Bestimmung von Höhenunterschieden im Gelände mithilfe eines Nivelliergeräts, ohne großen Aufwand eine Abweichung von 1-3 Millimetern pro Kilometer erreicht werden.
In Fünfergruppen führten die Studierenden das Nivellement durch. Es galt, die Höhe definierter Vermessungspunkte in hoher Genauigkeit zu ermitteln. Unter fachlicher Betreuung der Laboringenieure lernten die Studierenden neben der praktischen Durchführung auch, wie man Fehler bei der Messung vermeidet. „Mit diesem Handwerkszeug ist es Ihnen später in der Berufspraxis möglich, selbst Messungen durchzuführen und vorliegende Messungen zu beurteilen und zu hinterfragen“, gab Christian Stier mit auf den Weg. Die Vermessungsübung mit anschließender Auswertung und Dokumentation gilt als Prüfungsleistung. Dennoch waren die Studierenden mit Freude und Motivation konzentriert dabei und ließen sich auch von Regen und Wind nicht beirren. „Schlechtes Wetter sind wir von der Baustelle gewohnt“, meint eine Studentin nur.