Amerika

 Anfangszeit in Amerika

Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, Amerika. Es ist wohl das berühmteste Land der Welt, obwohl es noch keine 500 Jahre alt ist. Jeder hat schon einmal davon gehört und bei nicht wenigen wurde es auch in der Schule und im Unterricht besprochen. Die meisten Filme werden in Amerika gedreht und auch der Lifestyle der Menschen bestimmt, was bei uns in Deutschland in Mode kommt. Ich für meinen Teil interessiere mich sehr für Amerika und die Kultur, welche ja doch von Region zu Region unterschiedlich ist (kein Wunder bei einem so großen Land). Man hört immer nur Geschichten von Personen die schon einmal dort waren und nun hat sich die Chance für mich ergeben, selbst Erfahrungen zu machen und dieses Land zu besuchen. Amerika hat riesige Nationalparks, welche man eigentlich nur durch Dokumentationen kennt. Ich wollte gerne einige von diesen Parks besuchen, um mir endlich den Traum zu erfüllen all’ diese Dinge einmal mit eigenen Augen zu sehen. Natürlich sind diese ganzen Unternehmungen nur möglich, wenn man die Sprache sprechen kann. Durch meine Arbeit bin ich es gewohnt Englisch zu sprechen, weshalb die Unterhaltungen am Anfang meines Aufenthaltes hier zwar etwas ungewohnt waren. Dieses Gefühl hat sich aber schnell gelegt und es war das normalste der Welt immer nur auf Englisch zu reden. Aber beginnen wir von dem Beginn meiner Reise in die USA.

Einreise in den USA

Die Einreise in die USA und auch die Aufnahme an der Universität war mit einigen Schwierigkeiten verbunden. Durch die langen Wartezeiten und die sehr große Nachfrage im Fall Semester musste ich, um doch noch einen Platz zu bekommen, das geplante Programm wechseln. Kontaktpersonen an der UCSB haben dabei enorm geholfen, jedoch hat es die Zeitverschiebung fast unmöglich gemacht mehr als eine Mail zu schreiben und zu beantworten, sodass kein schneller Mailverkehr möglich war. Nachdem diese Hürde dann geschafft war, musste nur noch ein Visum-Antrag beim Konsulat gestellt werden. Man musste warten bis man die Bestätigung der Universität hat, weil man sonst kein Visum bekommt.  Der Antrag hat auch wieder Bearbeitungszeit in Anspruch genommen, da Studenten persönlich im Konsulat erscheinen müssen und dort Fragen beantworten müssen, um überhaupt ein Visum zu bekommen. Um diese ganzen Vorbereitungen zeitgerecht zu erfüllen war ein hoher organisatorischer Aufwand nötig. Zeitgleich musste ich mich schon von Deutschland aus um eine Wohnung an der Universität kümmern. Da kamen die nächsten Probleme auf mich zu, da die Suche fast ausschließlich via Facebook funktionierte und die Nachfrage gerade im Fall Semester sehr hoch war. Man konnte sich bei der Uni für Campus Housing bewerben, jedoch nur für spezielle Häuser, da ich ein Exchange Student bin. Das Housing Programm ist, wie man später in der Uni mitbekommen hat, viel zu gering ausgelegt, da die Uni die Massen an Studenten gar nicht aufnehmen kann (das gibt die Uni sogar selbst zu). Durch die Zeitverschiebung und auch das Antwortverhalten der Anbieter auf Facebook verging Woche um Woche und man fand einfach keine Wohnung. Zum Glück stellt die UCSB ein Emergency Housing Programm zur Verfügung. Das Programm war zwar etwas kostspielig (240$ für 4 Nächte), jedoch immernoch billiger als Umliegende Hotels und Hostels und sicherte einem wenigstens die Unterkunft in den ersten Tagen.

Die ersten Tage

Und dann ging es los. Mein Flug ging von Frankfurt direkt nach Los Angeles. Nach den 12 Stunden Flug ging es dann in Los Angeles in den Bus und man musste noch einmal 2 Stunden mit dem Bus nach Santa Barbara fahren. In Santa Barbara musste unsere “Reisegruppe” mit schrecken feststellen, dass die Stadt doch größer war als gedacht und es nicht einfach so möglich war zur Uni zu laufen. Also wurde ein Uber bestellt und mit diesem ging es dann zur Uni. Anschließend ging es auf direktem weg ins Emergency Housing, einchecken und ins Bett. Das war der stressigste Tag den ich in den USA bisher hatte. Die nächsten Tage wurden quasi nur damit verbracht eine Wohnung zu finden. Jedoch ist das einfacher gesagt als getan und auch die Preise sind hier etwas anders als in Deutschland. Hier bezahlt man für ein Bett in einem Doppelzimmer schnell mal 900$, was für mich am Anfang unvorstellbar war, aber hier scheinbar normal ist. Nachdem man den Andrang der Studenten mitbekommen hat, wusste man auch wieso es sich die Vermieter es sich hier erlauben können solche Summen aufzurufen. Denn die Tage vergingen und alle versuche eine Wohnung zu finden waren vergebens. Ich war sogar am Überlegen entweder übergangsweise in ein Hotel zu ziehen oder doch das Studium im Ausland abzubrechen und wieder Heim zu fliegen, weil ein Hotel auf Dauer definitiv keine Alternative für mich gewesen wäre, da auch hier ein Zimmer pro Nacht bei 80$ anfängt. Glücklicherweise habe ich über 5 ecken eine Wohnung dank eines Freundes gefunden. Die Wohnung war zwar etwas dreckig aber wie ich später mitbekommen habe ist das hier in den USA bei den Studenten ziemlich gang und gebe und kein Vergleich zu deutschen Verhältnissen. Ich bin aber trotzdem, natürlich auch weil ich keine andere Wahl habe in die Wohnung und damit in ein Haus einer Asiatischen Frat (Studentenverbindung) eingezogen.

Der erste Trip

Nachdem die Wohnungssituation geklärt war und auch die erste Infoveranstaltung überstanden war ging es auch gleich in den Urlaub. Da wir 9 Leute von der DHBW sind und uns schon durch die Uni in Deutschland kannten, wurden quasi alle Urlaube zusammen geplant und durchgeführt. Unser erster Urlaub bzw. Trip ging in den Yosemite National Park aber schon die Autofahrt dort hin war ein Erlebnis für mich. Ich hatte das Auto gemietet und hatte mich eigentlich auf eine entspannte Autofahrt eingestellt. Jedoch war das mit dem Autofahren am Anfang gar nicht so angenehm für mich, da ich penibelst darauf geachtet habe nicht zu schnell zu fahren, da wir vor den Strafen und den Polizeikontrollen in unserer Infoveranstaltung gewarnt wurden. Also ging es los und bloß keine MPH zu schnell als erlaubt. Zum Glück hat hier jeder Mietwagen ein Tempomat, aber es ist kein schönes Gefühl 6 Stunden auf Straßen ohne Kurven mit 100km/h herumzuschleichen. Ich glaube das sind wir Deutsche einfach nicht gewöhnt so langsam zu fahren. Was einem aber während der Fahrt aufgefallen ist, ist dass hier jeder zu schnell fährt, sogar die Polizei fährt immer viel zu schnell und auch das man rechts und links überholt wird war am Anfang ein komisches Gefühl. Im Yosemite National Park angekommen wurden zunächst die Unterkünfte begutachtet. In dem Fall waren es Zelte in denen wir geschlafen haben und die “Hotelanlage” lag quasi mitten im Wald. Leider hatte ich und auch einige andere das Wetter dort unterschätzt und keinerlei dickeren Klamotten mitgenommen dementsprechend haben wir uns jeden Morgen den Arsch abgefroren da es nachts teilweise 0° kalt wurde und wir in ungeheizten Zelten geschlafen haben und morgens auch nur eine Jogginghose und T-Shirt an hatten, weil einfach keine dickeren Klamotten eingepackt haben. Das war der erste Moment in dem ich gemerkt habe, dass Kalifornien nicht nur Küste, Strand und Sonnenschein ist, sondern eben auch Schnee und Kälte sein kann. Aber der Nationalpark ist sehr schön und sehr gut zum Wandern. Wir haben quasi jeden Tag einen anderen Berg “erklommen” und die Aussicht auf die pure Natur genossen. Auch habe ich dort das erste mal in meinem Leben Mammutbäume gesehen und ich muss sagen, man kann sich gar nicht vorstellen wie groß die wirklich sind, wenn man diese nie selber gesehen hat. Die Zeit und der erste Urlaub verging viel zu schnell und dann war es wieder Zeit abzureisen und dem eigentlichen Grund des Auslandsaufenthalts nachzugehen nämlich dem Studieren.

Studieren/Leben/Party

Zu beginn war alles noch etwas ungewohnt. Der Unterricht ist komplett auf Englisch, man bekommt auf einmal Hausaufgaben auf, die Zeiten der Vorlesungen sind komisch und allgemein kann man sagen, dass das Studieren hier doch anders ist als zuhause. Es kommt einem so vor, als wäre man wieder zurück in die Schule gegangen. Der Lehrer hält den Unterricht und man muss mitarbeiten und am Ende der “Stunde” bekommt man Hausaufgaben auf. Ich muss aber sagen, wenn es zwar etwas nervig ist, gewöhnt man sich doch relativ schnell daran und mein Glück war, dass ich nur Montags bis Mittwochs Vorlesungen hatte und danach quasi Freizeit. In der Freizeit ging es an den ersten Tagen viel an den Strand oder ins Universitäts eigene Gym mit Pool und Whirlpool. Man muss natürlich seinen Studenten auch etwas bieten (was man bei den Studiengebühren ehrlich gesagt auch erwarten kann). Was einem auch sehr schnell auffällt ist, dass es quasi kein Wochenende gibt und auch Öffnungszeiten eher großzügig ausfallen. So ist es ganz normal, dass ich Sonntags abends um 10 Uhr in den Supermarkt gehe und mir etwas zu essen hole. Apropos essen. Das ist in Amerika auch etwas anders als bei uns und vor allem viel teurer. Das war eine der Sache mit der ich überhaupt nicht gerechnet habe, da ich wenn ich an die USA gedacht habe eigentlich immer nur an billiges Fast Food oder Big Size Packungen gedacht habe. Das ist leider überhaupt nicht so und man muss sich im klaren sein, dass eine Mahlzeit hier mal schnell 15-20$ kostet und da hat man noch nichts besonderes gegessen. Und auch der zur Zeit sehr schlechte Wechselkurs macht einem das Leben in Amerika nicht gerade einfacher. Die Universität hat jedoch eine eigene Foodbank die man jeden Tag besuchen kann, aber was ist das eigentlich? Die Foodbank bietet jedem Studenten kostenloses Essen an man kann wie bei einem kleinen Supermarkt dort hingehen und sich all’ das einpacken, was man gerne Essen möchte und auch Hygieneartikel werden dort umsonst ausgegeben. Das hilft ungemein die Kosten für gesundes Essen gering zu halten. Dementsprechend bin ich fast jeden Tag dort, um mir frisches Gemüse oder Obst zu holen. Sobald in alle Vorgänge eine gewisse Routine eingekehrt ist muss man dann sehen was man mit seiner vielen Freizeit macht. Hierfür organisieren sich die Studenten eigenständig in Clubs wo man dann zum Beispiel zusammen klettern gehen kann oder Brettspiele spielt. Es gibt unzählige Clubs sodass eigentlich für jeden etwas dabei ist. Da ich jedoch nur ein Quarter bleibe, fande ich es etwas unnötig einem Club beizutreten. Ich vertreibe mir die Zeit meist im Gym, am Strand oder auf Reisen. Durch unsere ja doch gar nicht so kleine Gruppe an deutschen Austauschstudenten wird einem auch nicht langweilig, weil ja jeder neu ist, was erleben möchte und neue Kontakte knüpfen will und deshalb eigentlich immer etwas geht. Die UCSB ist ja nicht ohne Grund in Amerika als Party-Uni bekannt und das merkt man auch. Man kann quasi jeden Abend auf eine neue Party gehen und neue Leute treffen, jedoch wird hier etwas anders gefeiert als bei uns zuhause. So sind beispielsweise nahezu alle Partys alkoholfrei und um 12 Uhr ist Schluss, weil da dann Nachtruhe ist und das auch sehr genau von der Polizei kontrolliert wird. Auch das klassische Wegbier entfällt, weil es schlicht und ergreifend verboten ist, in der Öffentlichkeit Alkohol zu trinken. Aber wie man schnell feststellt sind die Gesetze zwar da, aber gibt es für alles Ausnahmen, die sich für die meisten von uns ziemlich bescheuert anhören. So darf man beispielsweise in seinem Garten trinken, sobald ein Zaun drum herum ist, aber nicht auf dem Bürgersteig 1m daneben und das obwohl der Zaun auch nur 50cm hoch ist. Solche und viele andere kuriose Ausnahmen sorgen dann doch hier und da dann für Verwirrung. Aber gut andere Länder andere Sitten also muss man sich daran gewöhnen und sich anpassen, denn mit dem Gesetz oder der Polizei möchte hier keiner in Konflikt geraten, da hier sehr schnell sehr hart durchgegriffen wird. Man hört immer wieder, dass Leute ins Gefängnis wandern wegen für uns so Kavaliersdelikte wie Wildpinkeln oder Alkohol trinken bevor man das entsprechende Alter erreicht hat. Wegen diesen harten Regeln sehen die Abende meist so aus, dass irgendwo privat vorgeglüht wird und es danach auf die richtigen Partys oder in den Club geht, meist reicht die Zeit im Club zwar nicht aber es ist besser als nichts. Die Clubs zum feiern sind aber leider nicht direkt an der Uni sondern in Downtown Santa Barbara, sodass hierfür immer Extra hingefahren werden muss. Dafür ist der Eintritt jeden Donnerstags frei und auch ein Partybus ist organisiert, der fährt alle 30 Minuten nach Downtown und macht das Licht während der Fahrt aus, sodass jeder Trinken kann ohne dass es die Polizei sieht und etwas sagen könnte. Der Bus fährt dann abends auch wieder nach Hause und der ganze Spaß kostet nur 10$ pro Person, was deutlich billiger als jedes Taxi oder Uber ist. Und falls es mal nicht der Club wird dann geht man auf Privatpartys oder auf die in Isla Vista gelegene Kneipe um den Abend zu verbringen. Also man kann sich nicht beschweren es gibt eigentlich immer etwas zu trinken und zu feiern, man lernt immer wieder neue Leute kennen und es wird nicht langweilig. Das Einzige was zu erwähnen ist, was nicht so schön ist, ist dass viele Partys von Frats organisiert werden und diese meistens nur Frauen in ihre Partys lassen und keine Männer. Auf diese Partys kommt man nur, wenn man entweder Mitglieder der Frat kennt oder wenn man selbst Mitglied ist, ansonsten hat man keine Chance und schaut in die Röhre. Unsere Gruppe hat schon alles versucht und selbst wenn man alleine als Mann mit 6 Frauen unterwegs ist, werden alle Frauen herein gelassen und sobald man selber dran ist wird gesagt, dass man nicht reinkommen könnte egal ob die Frauen zu einem gehören oder nicht. Das Vorgehen war für viele von uns sehr merkwürdig und sonderbar, weil man sowas von zuhause überhaupt nicht kennt. Aber gut nachdem man das 2 mal ausprobiert hat, weiß man, dass man nicht mehr ohne Einladung oder Bekanntschaft auf eine Frat Party gehen muss, da man sowieso nicht herein gelassen wird.

Klausuren und Benotung

Die Benotung funktioniert hier etwas anders als bei uns. An der UCSB bekommt man wie überall in Amerika keine Noten als Zahlen, sondern Buchstaben. Das ist ja prinzipiell nicht schlimm und man gewöhnt sich daran, es ist aber ungewohnt, dass Hausaufgaben bewertet werden und teilweise zu 20% in die Endnote mit einfließen. Es hat aber auch Vorteile. Ich persönlich finde es sehr gut, dass nicht wie in Deutschland eine Klausur geschrieben wird und man hat die Note für das Semester, sondern dass man ständig am Ball bleiben musste um eine gute Endnote zu bekommen. Ich bin nicht so gut darin schriftlich abzuliefern, sondern kann sowas eher in einem lockeren Gespräch und das ermöglicht mir hier das System. Auch werden hier Mid Terms geschrieben. Mid Terms sind quasi Zwischenprüfungen die in der Mitte des Quarters geschrieben werden und auch in die Endnote mit einfließen. Sie sollen dazu dienen, zu sehen wo man noch dran arbeiten muss und zu schauen, welches Wissen sich schon gefestigt hat. Die Klausuren sind hauptsächlich nur Ankreuzaufgaben und man benötigt spezielles Papier, da die Dozenten am Ende nur noch die ausgefüllten Klausuren nehmen und in eine Maschine geben, die dann die Antworten prüft. Für mich gibt es jedoch durch meine Kurswahl keine Mid Terms und dementsprechend ein paar Prüfungen weniger die mich stressen.