Auslandssemester in Thailand

Hallo zusammen. Mein Name ist Philipp Pahl, ich bin 22 Jahre alt und studiere Wirtschaftsingenieurwesen an der DHBW Bad Mergentheim. Der Schwerpunkt in meinem Studiengang liegt auf Produkt- und Innovationsmanagement. Im vierten Semester bestand für uns die Möglichkeit ein Auslandssemester an einer Partnerhochschule der DHBW zu absolvieren. Diese Chance lies ich mir nicht entgehen und bewarb mich für Thailand, Mexiko und Südkorea. Motivation für mich hierbei war einfach über den bekannten „Tellerrand“ hinauszuschauen und absichtlich weit entfernte Länder auf anderen Kontinenten auszuwählen. Ich wollte mich selbst „challengen“ und in eine ganz andere Kultur eintauchen, was mir letztendlich auch gelungen ist. Nach einem strukturierten und gut verständlichen Bewerbungsprozess seitens der DHBW wurde ich an der Mahidol University in Bangkok, Thailand, angenommen, welche auch meine erste Wahl war. Nun befinde ich mich bereits seit gut 12 Wochen hier, das Semester endet also zeitnah. Für das Studieren an der Mahidol University kommt mir das Stipendium der Christian Bürkert Stiftung sehr zugute. Wer ein Auslandssemester in Thailand in Erwägung zieht muss sich dessen bewusst sein, dass es ein Bezahlprogramm sein kann. Es gibt zwar vereinzelt anderweitige Stipendien, die meisten von uns mussten sich das Auslandssemester jedoch selbst finanzieren oder auf
sonstige Unterstützung zurückgreifen. Vorab: Es lohnt sich! So unterstützt mich die Christian Bürkert Stiftung bei der Finanzierung der Studiengebühren und bietet mir die Möglichkeit einen Einblick in verschiedenste globale sowie thailändische Themen in den jeweiligen Studienkursen zu erhalten.
 

Und nun eins nach dem anderen. Das Trimester startete offiziell am 10. Januar 2022. Ich reiste jedoch schon früher an und landete am 25. Dezember in Bangkok, um Inselhopping mit meiner Freundin zu machen. Da es meine erste Asienreise war, war ich dementsprechend aufgeregt was mich im Fernosten erwarten würde. Niemals vergessen werde ich den ersten Moment nach der Landung. Gerade noch das leckere Weihnachtsessen an Heiligabend bei weihnachtlichen minus 2 Grad Celsius in Deutschland genossen, stieg ich einen Tag später aus dem Flieger von ThaiAirways am Flughafen BangkokSuvarnabhumi und wurde von unfassbar schwülen 32 Grad Celsius begrüßt. Die Hitze in Verbindung mit der stickigen Luft, die in Bangkok herrscht, war erdrückend. Zusätzlich spürte ich die Zeitverschiebung von plus sechs Stunden und benötigte zunächst einen Tag zur Akklimatisierung. Dazu die erste Mahlzeit im Quarantäne Hotel ein klassisches Chicken mit Reis… sehr, sehr scharf. Ein echter Kulturschock eben, der meine Freude auf die kommenden vier Monate dennoch nicht drückte, das war ja genau die Challenge die ich gesucht hatte! Unmittelbar danach ging es für zwei Wochen beginnend von Phuket auf acht verschiedene Inseln südlich in Richtung malaysische Grenze. Hier kann ich klar bestätigen, dass die Worte „Traumstrände“ oder „Paradies“ in Bezug auf Inseln in Thailand nicht übertrieben sind. Je kleiner und weniger touristisch die Inseln waren, umso mehr fühlte man sich wie im Himmel auf Erden. Das Gefühl von puderweichem Sand an den Füßen und einem Ausblick auf türkises Wasser in einer Bucht umgeben von saftig grünen Palmen wird mir so schnell nicht mehr aus dem Kopf gehen. Da wir im Dezember zur Hauptreisezeit in Thailand unterwegs waren, waren die Inseln dennoch wenig besucht, da zu dieser Zeit eine einwöchige Quarantäne zur Einreise nach Thailand nötig war. Dies machte sich deutlich bemerkbar.
Sehr auffällig auf den kleineren Inseln im Süden Thailands war die herzliche Freundlichkeit und die Hilfsbereitschaft der Thais. Für unsere Aufenthalte in ihren Bungalows bedankten sie sich regelmäßig und bei Fragen standen sie uns jederzeit zur Seite. Soweit es ihre Englischkenntnisse zumindest zuließen. Meine Neugier in fremde Kulturen zeigte sich hier in vielen Fragen an englischsprechende Einheimische und Beobachtungen. So nahm ich mir bei jedem Trip auch die Zeit jeden Winkel der Inseln zu erkunden, viel zu unternehmen und nicht nur das „Mainstream“ Programm zu absolvieren. Kurz zusammengefasst sind die Thais für mich ein sehr herzliches und liebenswertes Volk. Natürlich gibt es wie in jeder Kultur auch Schattenseiten wie beispielsweise die übliche Korruption im Land oder Touristenabzocke, man darf sie aber im Allgemeinen nicht alle „über einen Kamm scheren“. Familie steht für sie an erster Stelle, sie sind im Allgemeinen nicht sehr extrovertiert und werden konservativ erzogen. Was für mich überraschend war, war die Einstellung zum thailändischen König. Während der Staat den König als Gottheit verehrt und er an jeder Behörde, öffentlichem Platz oder Polizeistation abgebildet ist, denkt jedoch vor allem die jüngere Bevölkerung nicht immer so. Hier muss ich mich jedoch zurückhalten. Wer mehr über den aktuellen, zehnten thailändischen König und sein Image wissen möchte, sollte es am besten mal googlen
 

Um gut auf den Semesterstart vorbereitet zu sein, ging es für mich am 8. Januar zurück nach Bangkok um meine Wohnung in der Unterkunft „The September“ in Salaya, einem Stadtteil von Bangkok, zu beziehen. Hier traf ich auf meinen Mitbewohner für die kommenden drei Monate, der ebenfalls in meinem DHBWKurs in Bad Mergentheim Wirtschaftsingenieurwesen studiert. Verglichen mit den vorherigen zwei Wochen Inselhopping und intensiverem Einblick in die thailändische Kultur erwartete mich hier eine andere Welt. Neben einigen deutschen Exchange Students waren sehr viele Amerikaner und Spanier vor Ort. Der Grund hierfür sind die Studiengebühren. Während wir Deutsche das Privileg genießen, so gut wie kostenlos an Universitäten zu studieren, ist Thailand vor allem für Studierende aus den Staaten um einiges billiger. Durch Abende auf dem Rooftop unserer Unterkunft oder gemeinsame Dinner auf dem örtlichen Markt kamen wir schnell mit anderen Studierenden in Kontakt. Es entstanden echte Freundschaften.
Witzigerweise wechselte hier der kulturelle Einblick vom thailändischen zum amerikanischen. So kam ich zweitweise im Auslandssemester in Thailand mehr mit der amerikanischen Kultur als mit der
thailändischen in Kontakt, was mir eine echte Affinität zur amerikanischen Kultur offenbarte. Aufgrund von COVID19 Restriktionen fanden alle unsere Classes online statt. Rückblickend zeigte sich hier ein Nachteil, dass ich doch weniger mit jüngeren thailändischen Studenten in Kontakt kam, wie erwartet. Was aber auch dem geschuldet war, dass der Campus zeitweise nicht einmal betreten werden durfte. Zu den Inhalten der Online Classes komme ich später noch zu sprechen. Obwohl ich zugeben muss, anfangs etwas enttäuscht gewesen zu sein das Campuslleben nicht hautnah und Tag für Tag mitzubekommen, kam uns das Onlinesemester sehr zugute. So waren wir viel unterwegs, konnten uns von überall aus einloggen und arbeiten und hatten dadurch auch einfach viel mehr Möglichkeiten. So wurde es schon irgendwann zur Gewohnheit, sich irgendwo in ein Café zu setzen, das Laptop aufzuklappen und mit der Arbeit zu beginnen. So bat mir das Auslandssemester auch die Chance mal einen anderen Arbeitsstil kennen zu lernen, den ich sehr zu schätzen wusste.
 

Unsere erste Reise führte uns nach Pattaya, eine Stadt an der Küste im Südosten Bangkoks. Wie bei allen Trips begleiteten mich meine frisch geknüpften Kontakte aus Bangkok, zu denen Amerikanerin als auch Spanier gehörten. Im weiteren Verlauf kamen viele weitere Nationen dazu. Pattaya ist, wie auch Thailand, bekannt für den Tourismus der „etwas älteren Herren“ und das wurde uns zu Beginn des Wochenendtrips auch schnell klar, da wir den Altersschnitt um einiges senkten. Dennoch hatten wir hier ein super Wochenende mit einer guten Mischung aus Sightseeing, Strand und Feiern. Hier allerdings muss auch erwähnt werden, dass Covid an fast allen Orten Thailands sichtliche Spuren hinterließ. Sei es in Pattaya, wo die Walking Street einer Geisterstadt glich, oder weiteren Orten unserer Reise. Viele Läden, gerade in touristischen Regionen hatten ihre Tore geschlossen und werden diese auch nicht mehr öffnen können.
Einige Bars sind wie leergefegt oder schon ganz geschlossen, die Außenfassade verrostet oder die Stühle morsch und verfault. Dem Tourismus fehlte es schlichtweg die letzten zwei Jahre an Einnahmen. Dies galt aber zum Glück nicht für alle Attraktionen und Lokalitäten, wodurch wie dennoch eine super Zeit hatten.

Nach unserem Trip nach Pattaya stand ein Trip mit einer zwanzigköpfigen Reisetruppe nach Krabi und Phuket an. Highlight hier waren neben Klippenklettern in Krabi die Wanderungen auf der wunderschönen Halbinsel Phuket. Bei diesem doch sehr touristischen Ort mag man nicht direkt an Wandern denken, dennoch bieten sich hier wunderschöne Möglichkeiten beispielweise den „Big Buddha“ zu erklimmen oder direkt an der Küste stundenlang einem atemberaubenden Wanderpfad zu folgen. Natürlich ließen wir uns in Rawai und Patong auch die Partylocations nicht entgehen. Nach diesem Trip kamen zwei ruhigere Wochen in Bangkok, die ich mir aber extra so legte, um mich auf die anstehenden Midterms vorzubereiten
 

Nun zwischen dem Reiseplan ein kleiner Exkurs zu den Kursen und dem Aufbau des Studiums in Thailand. Zu unseren Hauptmodulen an der Mahidol gehörten Fundamental Physics, Principles of Marketing, Logistics and Supply Chain Management und Financial Accounting. Die Teacher waren alle thailändisch, hatten einen asiatischen Akzent, was aber überhaupt kein Problem bei der Verständigung war. Die Vorlesungen wurden nämlich alle auf Englisch gehalten. Was mir beim thailändischen Education System direkt zu Beginn auffiel ist die Aufteilung der einzelnen Leistungen. So wird hier nicht wie in Deutschland üblich am Semesterende eine Abschlussklausur geschrieben, sondern die Leistungen in viele kleine Arbeiten aufgeteilt. So gab es von Anfang an viele Quizzes, Assignments oder Presentations. Was den Workload im Vergleich zu Deutschland auch anhob. Mit einem guten Zeitmanagement und Eigenverantwortung ist das jedoch machbar. Was hier meine Erwartungen an das Auslandssemester erfüllte waren die Inhalte. Über den „Tellerrand hinauszuschauen“ war hier angesagt. So wurde beispielsweise in Financial Accounting eine Analyse über das Annual Statement von Amazon, in Marketing eine Marketingstrategie über fermentierte Milch in Asien und in Logistic eine Präsentation über die Supply Chain von Fairtrade Chocolate ausgearbeitet. Es wurde immer viel Wert auf Gruppenarbeit gelegt. Auch hier konnte man seinen Horizont in internationaler Gruppenarbeit erweitern. Neben vielen Thais, aber auch Chinesen, Spaniern, Deutschen und Indern hatten wir einige Nationen in den jeweiligen Gruppenarbeiten. Es war nicht immer einfach Arbeitsmoral, Zuverlässigkeit und schlichtweg die einzelnen Kulturen unter einen Hut zu bekommen, dennoch konnten sich die Ergebnisse immer sehen lassen. Die Gruppenarbeiten haben mir persönlich eine echte Freude bereitet. So setzte sich das Semester in den Kursen aus bereits erwähnten Einzelleistungen, einem Midterm (Zwischenprüfung) und einem Final Exam (Abschlussprüfung) zusammen.

Nun zurück zu den Reisen. Nachdem das Midterm in Bangkok erfolgreich absolviert wurde, wurde der Backpack- Rucksack erneut gepackt und die Vorfreude war größer denn je. Tauchen! So wurde uns eine Tauchschule auf der Insel Koh Tao empfohlen, in der einige Studenten zuvor schon den „Open Water Diver“ absolviert hatten. So flogen wir nach Surat Thani, übernachteten dort und fuhren am nächsten Tag mit der Fähre auf Koh Tao. Zwei Deutsche und zwei Amerikaner machten sich auf zur wohl berühmtesten Taucherinsel der Welt, auf der sich weit über 60 Tauchschulen befanden. Nach drei Tagen voller neuer Erlebnisse in der Unterwasserwelt und einem abschließendem Exam auf Englisch waren wir offiziell zertifiziert als Open Water Diver. Kleiner Teaser: Es war nicht der letzte Tauchschein. Gerade Koh Tao zeigte uns einen echten „Inselvibe“. Taucher aus aller Welt, die Menschen waren unfassbar nett und nach einigen Tagen auf der winzigen Insel fühlte man sich wie zuhause. So waren wir eine Woche auf Koh Tao und absolvierten wie bei allen Trips unsere Vorlesungen via Zoom.

Ein klassischer Tag auf Koh Tao: Aufstehen um 7:30 Uhr, Vorlesungen bis 12 oder 14 Uhr, Tauchen, Vorbereiten der Classes für den nächsten Tag und am Ende des Tages Abendessen in einer der vielen Bars auf Koh Tao. Erneut zurück in Bangkok standen vermehrt Quizes und Präsentationen auf dem Programm, wodurch ich meinen Reiseplan so strukturiert hatte, genau für diesen Zeitraum in Bangkok zu sein. Zu dieser Zeit wurde eine Präsentation über Intermodal Transportation Management in Logistics gehalten und ein Quiz in Financial Accounting über Inventory Costing Methods geschrieben. Anschließend stand der nächste Trip an und wir begaben uns mit einer circa zehnköpfigen Reisegruppe in den Norden Thailands, Chiang Mai und Chiang Rai. Der Norden zeigt eine andere Seite Thailands. Traumstrände und Restaurants mit Touri-Essen konnte man hier nicht finden. Dies gefiel mir, denn um ehrlich zu sein bin ich nicht nach Thailand gekommen, um ein gutes Schnitzel zu essen, sondern mit einem nordthailändischen Kao Soy die Spezialitäten der thailändischen Kultur zu genießen. Ganz nebenbei: Ich bin ein echter Fan der thailändischen Küche geworden. Scharf und lecker. Die ersten vier Tage befanden wir uns in Chiang Mai. Hier, wie auch im kompletten Norden, ist ein Scooter unumgänglich. So unternahmen wir an den Nachmittagen viele Touren zu umliegenden Tempeln, Teeplantagen und erkundeten die Umgebung. Das absolute Highlight der Nordthailandtour was der Elephant Sanctuary in Chiang Mai. Elefanten werden aus der Gefangenschaft herausgekauft und dann in einem friedlichen und für die Tiere angemessenen Umfeld gepflegt. Wir bekamen das volle Programm. Füttern, Wandern, Schlammbaden und Wasserbaden mit Elefanten war ein unvergessliches Erlebnis. Ehrlich gesagt war ich anfangs misstrauisch diesen Sanctuarys gegenüber, da auch hier wie an vielen Orten der Welt Scheinheiligkeit zum Erfolg führen könnte. Nach unserem Tag und meiner genauen Beobachtung der Pfleger und des Umfelds war ich aber beruhigt, zumindest in dem Sanctuary in dem wir waren, nicht abgezockt zu werden. Es war ein wunderschöner Tag mit den großen Geschöpfen. Nach unserem Chiang Mai Aufenthalt ging es weiter mit dem Bus nach Chaing Rai. Ganz nebenbei zeigte sich auch hier das Onlinestudium wieder von seiner guten Seite, die Vorlesungen konnten nämlich mit dem Laptop im Bus gemacht werden, wodurch wir einiges an Zeit gewannen. Chiang Rai überzeugt mit seinen atemberaubenden Tempelanlagen. So machten wir mit den Scootern eine Tempeltour vom Blue Temple über das Black House zum White Temple. Allgemein sieht man in Thailand die buddhistischen Tempel an jeder Ecke, die Tempel in Chiang Rai wurden aber für touristische Zwecke nochmal mehr aufgehübscht. Highlight in Chiang Mai war definitiv der Tagesausflug zum Golden Triangle. So fuhren wir mit den Scootern eineinhalb Stunden zum Dreiländereck zwischen Thailand, Myanmar und Laos. Leider durften wir aufgrund der Covidbeschränkungen die Grenzen nicht passieren, was aber die Stimmung nicht drückte. Nach einem Ausklang des Trips im „Singhapark“ in Chiang Rai flogen wir erschöpft, aber dennoch mit vielen neuen und großartigen Eindrücken zurück nach Bangkok.
 

Wieder einmal zurück in Bangkok angekommen wurden einige organisatorische Angelegenheiten wie
Visaverlängerung in Angriff genommen, aber auch hier ist Planung und Vorbereitung alles. Nach ein paar
Tagen Erholung, Vorarbeiten für die kommenden Tage und Planung für den nächsten Trip war es so weit.
Wir schwangen uns von Highlight zu Highlight. So war es mittlerweile nämlich Mitte März und die
monatliche Fullmoon Party auf Koh Pha Ngan stand auf dem Programm. Einmal im Monat, nämlich am
Vollmondtag, trafen sich hier Menschen aus aller Welt, um eine große Party zu feiern. Primär waren dies
Touristen, aber in der Menge konnte man auch wohlhabende Thais entdecken. Die Tradition auf der Insel
zwischen Koh Samui und Koh Tao wird seit Jahrzehnten fortgeführt. So trafen sich gefühlt alle Mahidol
Exchange Students auf Koh Pha Ngan am Haad Rin Strand, um eine gute Zeit zu haben. Was sich zunächst
tadellos anhört ist jedoch aber auch mit Vorsicht zu genießen. Auf der Party sind viele gefährliche Drogen
und des Öfteren K.O. Tropfen im Spiel. Gerade als Frau muss man hier also besonders wachsam sein. Alles
in allem aber ein „Must-see“ wenn man nach Thailand kommt. Anschließend ging es für drei Tage auf Koh
Samui, da ich mir auch einen Eindruck dieser Insel machen wollte. Und hier kam ich zum Ergebnis, dass
Covid seine Spuren auf Koh Samui am deutlichsten hinterlassen hatte. Leergefegte Straßen, verstaubte
Resorts und geschlossene Restaurants prägten Koh Samui im März 2022. Wir konnten nur hoffen, dass
sich die Insel schnellstmöglich wieder erholt. Nach Koh Samui stand der angekündigte zweite Tauchkurs
an. Neben dem Open Water Diver, der es erlaubt 18 Meter tief zu tauchen, packte mich die Leidenschaft
zum Tauchen und ein Freund von mir und ich meldeten uns in derselben Tauchschule zum Advanced
Divekurs an. Dieser bescheinigte, auf eine Tiefe von 30 Meter und ebenso in Höhlen zu tauchen.
Atemberaubende Tauchgänge an den besten Spots Koh Tao´s machten auch diesen Trip zu einem weiteren
Highlight. Verpflichtend für diesen Schein ist ein Nachttauchgang, das Tauchen mit Kompass und
Tauchcomputer und auch einen Tauchgang zu einem gesunkenen Schiff ließen wir uns nicht entgehen.
Einfach nur einmalig! Da wir die südamerikanischen Diving Instructors schon vom ersten Mal kannten
fühlte es sich so familiär an, dass wir uns entschlossen, noch ein paar länger auf Koh Tao zu bleiben und
waren letzten Endes nochmal eine Woche dort. Auch hier muss man sich vor Augen halten, dass die
Tauchscheine nicht billig sind und die Christian Bürkert Stiftung mir neben den Studiengebühren auch hier
unter die Arme greift.

Nun kommen wir in der Gegenwart an und ich befinde mich seit gestern wieder zurück in Bangkok. Nach zwölfstündiger Fähren- und Busfahrt sind wir gut angekommen. Bei solchen längeren Reisen im Bus, auf der Fähre oder im Flugzeug denke ich oft über die erlebten Dinge nach und reflektiere diese. Wie nach jedem Trip bin ich unfassbar dankbar, die Chance auf so ein Auslandssemester zu haben. Gerade dann, wenn man in anderen Ländern und Kulturen länger lebt und einen Einblick bekommt, wie die Menschen hier leben, ist man umso dankbarer für das, was man leider oft als selbstverständlich ansieht. In vielen Bungalows, in denen wir wohnten, gab es keine Toilettenspülung, Kakerlaken waren auf der Tagesordnung und man konnte sich als glücklich schätzen, wenn die Matratze nicht steinhart war. Aber ganz ehrlich: es hat gereicht. Viele Thais gerade auf dem Land haben nicht einmal Betten und schlafen in ihren Hütten auf
dem Boden. Diese Erfahrungen kann einem keiner mehr nehmen und man sollte all die spektakulären Aktivitäten im Auslandssemester in Thailand auf jeden Fall genießen. Dennoch habe ich auch immer im Hinterkopf, dass das nicht selbstverständlich ist und wir uns wirklich glücklich schätzen können so ein Leben führen zu dürfen.
Abschließend möchte ich noch auf das Thema Persönlichkeitsentwicklung eingehen und reflektieren, wie das Auslandssemester mich persönlich und fachlich weiterbringt. Fangen wir einmal mit dem fachlichen an. Hier ist Englisch an allererster Stelle. Ich unterscheide zwischen Social English und Business English. Neben dem vielen Kontakt mit Muttersprachlern habe ich mein Englisch um einiges erweitern können. Englisch redet man hier so gut wie überall. Dennoch merkt man sofort den sprachlichen Unterschied, wenn ein Muttersprachler in einer Konversation eingebunden ist. Oft nutze ich die Muttersprachler auch als lebendes Wörterbuch und frage oft nach neuen Wörtern aus dem Alltag. Die andere Seite des Englisch zeigt sich im Business English. Zwar werden die Vorlesungen von Nicht-Muttersprachlern gehalten, haben aber trotzdem einen Mehrwert für mich. Gerade das alltägliche Business English Vokabular, wenn es um Business Smalltalk oder Verhandlungen geht, bringt mich als DHBW- Student in meiner Ausbildungsfirma weiter. Hinzu kommen all die oben genannten Themen in den Projekten, mit denen wir uns befassen, die wahrscheinlich an einer deutschen DHBW nicht im Lehrplan stehen. Ein weiterer Vorteil den eigenen Horizont erweitern zu können. Ebenso hat das Auslandssemester für mich einen persönlichen Nutzen.

Schlagworte wie Eigenverantwortung, Ungebundenheit, Resilienz oder auch Gewieftheit sind hier ausschlaggebend. Eigenverantwortung begann schon bevor das Semester überhaupt startete. Dokumente ausfüllen, Visa beantragen, Wohnung suchen, an der Uni einschreiben und vieles mehr. Ein echter Berg an Arbeit, was ich aber generell als Herausforderung sehe. Ein weiterer Punkt: Ungebundenheit. Am Mittagstisch kurz darüber unterhalten, was wir die kommenden Tage machen, schnell Sachen packen und los geht’s. Die Ungezwungenheit in einem Auslandssemester, vor allem wenn es online stattfindet, ist so in dieser Art einmalig. Nichts hält mich an einem bestimmten Ort, warum also nicht einfach in den nächsten Flieger steigen und los geht’s. Der nächste Punkt, in dem ich selbst merke, wie ich mich entwickeln konnte war die Resilienz. Die Anpassung an verschiedenste Probleme oder Veränderungen sind auch Teil eines Auslandssemesters. Plötzlich wird, wie öfters üblich in Thailand, mal spontanerweise die Busfahrt gestrichen und man kommt aufgrund von unverschämter TukTuk- Abzocke nicht von A nach B.
Man muss sich also trotzdem den Umständen irgendwie anpassen und versuchen eine Lösung zu finden, da es bald dunkel wird und die Chancen dann eine Fahrtmöglichkeit zu finden noch geringer sind. Die Problem- Lösung- Kompetenz ist eine der größten Herausforderungen vor allem in Bangkok und im thailändischen Alltag. Hier ist immer wichtig erst einmal Ruhe zu bewahren. Was mich aber auch zu meinen nächsten Punkt führt. Gewieftheit. Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen, wie oft wir um irgendwelche Taxifahrten, Einkäufe auf dem Markt oder sonstige Produkte verhandeln mussten. Wer hier nicht irgendwann eine gewisse „Abgezocktheit“ entwickelt wird auf Dauer selbst abgezockt. Alles in allem, wenn man es darauf ankommen lassen will echte Challenges, aber wie zu Beginn erwähnt: Genau das, was ich gesucht habe.

Fazit
Macht es, eine einmalige Chance! Es gibt wenige Länder, die für Studieren, Reisen und auch Urlaub so viele Möglichkeiten bieten wie Thailand. Ob viel unterwegs, eher an einem Ort ansässig oder eine Mischung aus beidem… in einem Auslandssemester in Thailand ist für jeden etwas dabei!