Delegationsreise in die USA und nach Kanada

Prof. Dr. Andreas Weißenbach, Studiengangsleiter Maschinenbau, begleitete Wissenschaftsministerin Theresa Bauer auf ihre Delegationsreise in die USA. Gleichzeitig nutzte er die Gelegenheit, alte (Hochschul-)Kontakte zu festigen und neue zu knüpfen. Hier sein persönlicher Bericht über zwei Länder der großen Entfernungen und modernen Technologien.

Nachdem ich mit der Delegation von Frau Ministerin Bauer in Boston angekommen war, ging es weiter nach Connecticut. Dort im speziellen an die University of Connecticut (UCONN), um das 30-jährige Bestehen des Landesprogramms zwischen Baden-Württemberg und Connecticut zu feiern. Im Rahmen der Reise haben wir zunächst die Yale University besucht. Auch wenn es dort insgesamt sehr bemerkenswert war, hat mich im Speziellen das Center for Engineering Innovation & Design beeindruckt. In einer Art „Bastelwerkstatt“ lassen sie dort den Studierenden die Freiheit, an Projekten zu arbeiten und diese bis zur Marktreife zu entwickeln. Die Studierenden werden dabei professionell begleitet und zwar von der ersten Idee bis zur Patentanmeldung und dem anschließenden Businessplan für ein eigenes Unternehmen. Das nenne ich einmal begleitetes „Entrepreneurship“, was hervorragend ist und den Studierenden beim Verkauf Ihrer Ergebnisse zum Teil Millionengewinne einbringt!

Anschließend haben wir die Beinecke Library besucht, in der beispielsweise ein Original der ersten von Guttenberg gedruckten Bibel anzuschauen war. Klimatisiert und hinter Glas findet man dort mehrere Hunderttausend Bücher aus sämtlichen Richtungen - alles sehr beeindruckend!

Im Anschluss an Yale haben wir die Fa. Trumpf in Farmington besucht. Das war für mich natürlich ein Heimspiel, da ich selbst bereits drei Mal dort war und auch verschiedene Personen in der Produktion und Geschäftsleitung kannte. Meine eigene Diplomarbeit, die ich vor Jahren am Headquarter in Ditzingen geschrieben habe, wurde sowohl in Ditzingen wie auch im Werk in Farmington umgesetzt. Dies führte dann natürlich zu einer großen Freude aller Anwesenden der Fa. Trumpf, da sie nun quasi den geistigen Vater ihres Montagekonzeptes persönlich begrüßen durften. Ich gebe es zu, ich bin ein wenig stolz darauf! Gleichzeitig konnte ich einige Personen wieder sehen, die ich ein paar Jahre zuvor als Austauschstudierende im Eurotech-Programm (spezielles Programm an der School of Engineering der UCONN) betreut habe.

Am nächsten Morgen habe ich mich dann von der Delegation etwas abgesondert und bin an die Central Connecticut State University (CCSU) gefahren. Dort habe ich Prof. Paul Resetarits und seinen Kollegen Dr. Haoyu Wang vom Studiengang Manufacturing und Construction Management der School of Engineering getroffen. Beide kenne ich schon seit Jahren und mit Ihnen habe ich bereits mehrere Studierende des Maschinenbaus und auch des Bauwesens ausgetauscht. Gleichzeitig konnte ich Dr. Momar Ndiaye und Frau Zongxiang Mei, beide vom International Office, sprechen, was zu einem besonders guten Ergebnis führte. Wir haben abgesprochen, dass die CCSU und die DHBW Mosbach einen direkten und beidseitigen Partnerschaftsvertrag (Letter of Intent) vereinbart, um sowohl Studierenden als auch Wissenschaftlern und Hochschullehrern einen Austausch zu ermöglicht. Alleine dafür hat sich für mich die Reise gelohnt!

Zurück bei der Delegation haben wir dann das Trinity College in Hartford besucht, eine private Universität für „Liberal Arts Education in 21st Century“. Etwas Kultur stand dann natürlich auch noch auf dem Programm. Ein Orgelkonzert in der dortigen Universitätskapelle und ein Besuch der Watkinson Library, in der uns ganz besondere Bücher und Bilder ihrer Sammlung gezeigt wurden.

Mit der Teilnahme an der Eröffnungssequenz der BADEN-WÜRTTEMBERG HUMAN RIGHTS RESEARCH CONSORTIUM CONFERENCE begann der nächste Tag. Bei meinem letzten Besuch vor viert Jahren wurden von damaligen Delegationsmitgliedern und verschiedenen Wissenschaftlern der UCONN erste Ideen zu Human Rights diskutiert. Inzwischen hat sich ein Konsortium aus mehreren Baden-Württembergischen Universitäten und weiteren internationalen Universitäten gebildet, das nun nach der Corona-Pandemie seine erste internationale Konferenz abhalten konnten. Trotz der Pandemie ein großer Erfolg, der auch auf das Landesprogramms zwischen Baden-Württemberg und Connecticut zurückzuführen ist. Als ein kulturelles High Light stand dann der Besuch des Mark Twain House in Hartford auf dem Plan. Mark Twain hatte viele Schriften auf seinen Reisen durch Europa und insbesondere in Heidelberg verfasst. Der Besuch seines Hauses und des daran angeschlossenen Museum war daher eine besonders angenehme Abwechslung.  

Im Anschluss besuchten wir die Fa. Pratt & Withney, einen der weltweit größten Luftfahrtkonzerne, wo wir das Trainingszentrum zur Instandhaltung von Flugzeugturbinen besichtigten konnten. Also in doppelter Hinsicht genau mein Ding!

Am nächsten Morgen haben wir dann das Innovation Partnership Building der UCONN besucht, eine Art Technologie- und Gründerzentrum der Universität. Dort wurden uns neben vielen Laboren auch aufgezeigt, wie sie derzeit Unternehmen unterstützen und daraus Partnerschaften für die Forschung generieren. Das Modell ist allerdings wenig anders, wie wir an unseren Universitäten in Deutschland auch Drittmittelprojekte durchführen. Im Anschluss daran nahm ich mit den Rektoren und Präsidenten der technisch geprägten Baden-Württembergischen Universitäten an einem Meeting mit dem Dean der School of Engineering der UCONN teil, wo wir über das Eurotech-Programm und möglicher Verbesserungen diskutierten. Hier wurde vereinbart, im Rahmen des bestehenden Landesprogramms zwischen Baden-Württemberg und Connecticut noch enger zusammenzuarbeiten.

Auf dem Weg zum UConn Avery Point Campus nach Groton besuchten wir noch Lt. Governor Susan Bysiewicz, die sich im Staat Connecticut schwerpunktmäßig um die wirtschaftliche Entwicklung des Landes kümmert. Am UCONN Avery Point Campus in Groton angekommen, stand dann die Feier zum 30-jährige Bestehen des Landesprogramms zwischen Baden-Württemberg und Connecticut an. In festlichen Rahmen und mit viele lobenden Worten sowie einem leckeren Abendessen fand der Tag dann sein Ende.

Am nächsten Morgen sind wir dann nach Boston zurück gefahren, wo ich mich anschließend auf den Weg nach Toronto/Kanada machte. Dort angekommen und über das Wochenende etwas von der Vorwoche erholt, besuchte ich Prof. Andrew Jardine und seinen Nachfolger Prof. Chi-Guhn Lee vom Department of Mechanical & Industrial Engineering der Faculty of Applied Science & Engineering an der University of Toronto. Dieser Besuch war fachlich sehr aufschlussreich und gewährte mir einen kleinen Einblick in deren Forschung bzw. in den Umgang mit Projekten aus der Wirtschaft. Des Weitern zeigten sie mir, wie dort mit Online-Lehre und im Allgemeinen mit neuen Lehr- und Lernmethoden umgegangen wird. Entsprechende Fotos eines relativ neu gebauten Hörsaals habe ich angehängt. Dort wird alles auf Gruppenarbeit und möglichst viel selbständiger Erarbeitung der Lerninhalte ausgerichtet. Natürlich alles mit entsprechend fachlicher Begleitung, aber auch mit der notwendigen IT-Ausstattung. Hier kann ich nur sagen, dass wir in Mosbach definitiv hinten anstehen. Was ich dort sah – und wir sprechen hier von einer staatlichen Universität und nicht von einer privaten Universität wie der Yale University oder dem Trinity College – war mehr als beeindruckend. In Sachen Digitalisierung und Industrie 4.0 sind sie dort drei Schritte weiter!

Weitergereist an die angeblich beste Universität Kanadas, die Queen's University nach Kingston, zeigte es mir ein ähnliches Bild. Ich wurde allerdings trotz Anmeldung und konkreter Terminvereinbarung nur von einer Mitarbeiterin des International Office empfangen. Mein Kontakt zur Faculty of Engineering and Applied Science hatte leider keine Zeit. Insgesamt fand ich den Besuch dennoch sehr interessant, da meiner Meinung nach im Nachgang vielleicht doch der ein oder andere Ansatzpunkt diskutiert werden könnte.

Als letzte Station für meine Mission stand noch ein Besuch an der McGill University in Montréal an. Dort stieß ich durchaus auf offene Ohren. Hier wurde ich sehr freundlich empfangen und die Zusammenarbeit mit europäischen Universitäten – insbesondere aus Deutschland/Baden-Württemberg – fand großes Interesse. Als ich unser besonderes Studienmodel der DHBW vorstellte, wurden dann so manche Ohren noch viel größer. Leider hatte es mir die Zeit nicht erlaubt, noch tiefergehende Gespräche zu führen, aber mein Kontakt an der Faculty of Engineering war ganz angetan und ich habe ihm versprochen, nochmals den Kontakt mit ihm zu suchen.

Am letzten Tag meiner Reise stand dann die Rückfahrt nach Toronto an, was bei den Entfernungen eine kleine Herausforderung war. Am Samstagmorgen landete ich schlussendlich etwas müde und k.o. in München, aber wohlbehalten wieder zurück in Deutschland.