Die Zukunft ist schon Gegenwart
Digital über die Digitalisierung reden: Gastvortrag im Rahmen des Studium Generale der DHBW Mosbach beschreibt den „Wettlauf um die Zukunft“, den die Digitalisierung auslöst.
Digitalisierung: der Begriff ist Reizwort und Anreiz, und er meint vieles. Autos werden per App geteilt, Sprachen werden online gelernt, Musik wird gestreamt. Auch die Industrie wandelt sich: 3D-Drucker stellen Maschinenteile her, Roboter bauen diese zusammen, und ganze Fabriken sind intelligent miteinander vernetzt. Digitalisierung macht’s möglich.
Die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach hat das Thema einmal mehr auf die Agenda gesetzt und im letzten Studium Generale dieses Jahres nach Auswirkungen durch die Digitalisierung auf Wirtschaft und Gesellschaft gefragt. Antworten gab Marco Majer in einem virtuellen Vortrag, der sowohl in einem YouTube-Kanal als auch über eine Zoom-Konferenz live am Bildschirm verfolgt werden konnte und auch weiterhin abrufbar ist. Und nicht nur das:
Welche (positiven) Auswirkungen die Digitalisierung hat, wurde selbstredend deutlich, hätte die als Präsenzvortrag im Audimax geplante Veranstaltung doch ohne digitale Tools nicht stattfinden können. Einen weiteren Vorteil benannte Professor Dr. Rainer Klein als Gastgeber: „Im virtuellen Vortragssaal ist unbegrenzt Platz.“ Sogar für Zuhörerinnen und Zuhörer aus anderen Ländern oder Kontinenten. „Hochaktuell“ sei das Thema auch und gerade in der Corona-Krise, in der digitales Arbeiten und Kommunizieren uns ermögliche, das Leben halbwegs weiterzuführen, so der Leiter des Studiengangs Mechatronik an der DHBW Mosbach.
Klein freute sich, mit Marco Majer ein „Pflänzchen“ der DHBW als Referenten gewonnen zu haben. Majer absolvierte zwischen 2012 und 2015 den Bachelorstudiengang BWL-Handel an der DHBW Mosbach. Den Master setzte er in München drauf, Erfahrungen sammelte er im digitalen Innovationsmanagement der BASF sowie bei Studienaufenthalten in Singapur und Peking. Aktuell promoviert Marco Majer, der sich digital aus dem ländlichen Pfälzer Raum ins Studium Generale zuschaltete. Was in Fernost passiert, durchzog Majers Vortrag über Digitalisierung, für den Manager ein „Wettlauf mit der Zukunft“. Anhand von Zahlen und Bildern, die Majer immer wieder gegenüberstellte, wurde schnell deutlich, dass Skepsis gegenüber neuen Entwicklungen nichts Neues ist. Als ein Beispiel für die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen neuer Technologien zeigte eine Folie, wie krass die Unterschiede einer Marktführerschaft heute aussehen können: Während im Bereich Suchmaschinen Google mit fast 95 Prozent nahezu alle Mitbewerber verblassen lässt, sieht Marktführerschaft in der Automobilbranche anders aus. „Bei Neuzulassungen im Oktober 2019 ist Volkswagen Marktführer mit einen Marktanteil von 20 Prozent.“
Die immense Reichweite digitaler Produkte zeige sich zudem darin, dass sie viel schneller an die Spitze kommen, ließ Majer eine Gegenüberstellung folgen, die vor Augen führte, wie rasant anders sich Dinge in der analogen und in der digitalen Welt entwickeln: brauchte das Auto 62 Jahre, um 50 Millionen Nutzer zu erreichen, benötigte das Smartphone-Spiel „Pokémon Go“ dafür 19 Tage. Eine Antwort auf die Frage, wie der „Wettlauf um die Zukunft“ ausgehen könnte, ist daher Majers Feststellung, dass „Geschwindigkeit und Skalierbarkeit, die Wachstumsfähigkeit eines Systems, ein wesentliches Merkmal der Digitalisierung“ sind.
Dass und wie weit vorn China in Sachen Digitalisierung ist, hat Marco Majer selbst erlebt: „Ich wollte in einem Kiosk mit Bargeld bezahlen und wurde angeschaut, als käme ich aus der Steinzeit.“ Sogar Straßenmusiker und Obdachlose auf Pekings Straßen hätten ausgedruckte QR-Codes, um Geld zu erhalten.“ Mobiles, digitales Bezahlen in Deutschland sei zwar im Kommen, doch seien bei diesem Technologieschub nicht die Banken vorn, sondern das Bezahlgeschäft werde mit Hilfe eines Tech-Unternehmens wie Apple abgewickelt. Dem ersten Aber „Wir sind am Aufholen“ folgte das zweite: „Während die EZB diskutiert, einen digitalen Euro als Bargeldergänzung einzuführen, gibt es in China bereits einen Testlauf für einen E-Yuán.“
Um im digitalen Wettlauf um die Zukunft nicht ins Hintertreffen zu geraten, müsse Deutschland sich gemeinsam mit den europäischen Nachbarn auf eine Situation einstellen, in der Bipolarität zwischen den USA und China „ein wichtiger Pool in der Landschaft zu werden“. Für Marco Majer ist eines klar: „Die Geschäftswelt wird sich in den nächsten zehn, 15 Jahren wandeln, und durch Digitalisierung wird die Geschwindigkeit eine andere sein.“ Aber auch jedes Unternehmen, jeder einzelne Bürger sei aufgefordert, seine Möglichkeiten zu erkennen und zu ergreifen. Dass all das Ängste schüre, ließ Majer nicht unerwähnt. Beispiel Arbeitsplatz: werde ich wegdigitalisiert? Beispiel Corona-App: sind die Daten sicher? Dem stellte der Referent die Chancen gegenüber. Beispiel Arbeitsplatz: es wird eher eine Umschichtung geben. Beispiel Corona: Echtzeit-Daten ermöglichen auch einen umfangreicheren Gesundheitscheck. Die bilaterale Beziehungen, wie Majer sie zwischen Staaten für zukunftsträchtig hält, sie folgten nach seinem knapp einstündigen Vortrag in Form eines Austausches mit einigen Zuhörern. Digitalisierung machte es möglich….
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