Freemover in Südkorea
Hallo, mein Name ist Alex. Ich bin 21 Jahre alt und bin im 6. Semester in der Studienrichtung
Elektrotechnik. Gerne möchte ich meine Erfahrungen als „Freemover“ in Südkorea teilen.
Das Land:
Südkorea ist ein technologisch sehr weit entwickeltes Land. Die Infrastruktur, insbesondere die
öffentlichen Verkehrsmittel sind sehr gut ausgebaut, was es als Austauschstudent sehr einfach macht
zu reisen. Strukturell gesehen konzentriert sich die Bevölkerung in der Stadt. Das Land ist generell
sehr hügelig und in den wenigen Tallagen des Landes sind meist die großen Städte angesiedelt.
Abgesehen von den Städten ist in den Bergen auch viel unberührte, meist bewaldete Natur zu finden.
Der Campus:
Der Campus ist etwas abgelegen von der Stadt inmitten idyllischer Natur. Besonders schön am
Campus finde ich, dass alle Gebäude an einem Ort sind und nicht in der Stadt verteilt. Auch bietet der
Campus Unterkunft für alle Studenten, sodass ich mich nicht selbständig um eine Wohnung
kümmern musste. Mein Zimmer teile ich mir mit 3 anderen Studenten, sodass für jeden persönlich
nicht viel Platz bleibt. Ich konnte mir vor meiner Reise nicht vorstellen, das Zimmer mit drei weiteren
Personen zu teilen. Tatsächlich habe ich mir allerdings selbst mehr Angst gemacht wie nötig und fühl
mich in meinem Zimmer mit meinen 3 Kollegen sehr wohl. Natürlich muss man etwas Privatsphäre
zurückstecken, dennoch ist eine Erfahrung, die es auf jeden Fall wert ist. Was ich hier am Campus
sehr bemerkenswert finde ist, dass man jedem absolut vertrauen kann. Wenn ich z.B. meinen
Geldbeutel oder meine Kreditkarte verliere, muss ich nicht meine Bank anrufen und die Karte
sperren lassen. Nein, es gibt eine Auslagefläche im Campus-Supermarkt, wo alle gefunden Karten
offen da liegen. Da ist in der Regel dann auch die eigene wieder zu finden. Ironischerweise ist die
Auslage direkt neben der Kasse. Man könnte sich ja quasi aussuchen mit welcher Karte man heute
bezahlt. Die Universität vertraut den Studenten, dass jeder „ehrlich“ ist. Für die Studenten ist es auf
der anderen Seite ein Privileg hier Studieren zu dürfen. Zu Studienbeginn legen hier alle einen Eid auf
Ehrlichkeit ab, was wiederum auch einen sofortigen Ausschluss bedeutet bei kriminellen/unehrlichen
Machenschaften. Trotzdem ist es bewundernswert, dass das in der Praxis tatsächlich so gut
funktioniert.
Die Vorlesungen:
Das Niveau der Vorlesungen ist anspruchsvoll. Im Vergleich zum deutschen System, gibt es neben
den Modulabschluss Prüfungen auch eine Zwischenprüfung. Darüber hinaus gibt es währen des
Semesters noch viele kleinere Projekte und Prüfungsleistungen, die zum Teil auch sehr zeitraubend
sein können. Zeitlich gesehen ist das Semester also nochmal etwas stressiger als zuhause, allerdings
fällt es leichter auf die Prüfungen zu lernen, da man durch die kleineren Projekte stets dazu
gezwungen ist, den aktuellen Stoff anzuwenden und damit zu lernen. Ich finde das System ist dem
deutschen System etwas überlegen und für den Lernerfolg nachhaltiger.
Das Essen:
Generell lebt Korea vom Import und hat daher eher weniger kulinarische Alleinstellungsmerkmale.
Was bei den Koreanern allerdings sehr beliebt ist, sind sämtliche Meerestiere, Hühnchen, Reis und
Kimchi(eingelegter Kohl). Da Meeresfrüchte sehr teuer sind bestehen die Hauptmahlzeiten zum
größten Teil aus Reis. Man sollte Reis mögen wenn man nach Korea geht. Ansonsten ist das Essen
aber dennoch sehr gut und günstig. In der Mensa gibt es für umgerechnet 2,50- 4€ eine warme
Mahlzeit. Generell sollte man aufpassen nicht scharf zu bestellen, koreanisch scharf meint für einen
Deutschen nicht essbar.
Reisen:
Die großen Städte wie Seoul, Busan und Daegu sind absolut sehenswert. Besonders der Mix aus
Wolkenkratzern und antiken Tempelanlagen verleiht den Städten einen charmanten Charakter. Die
Strandpromenaden der Küstenstädte sind ein Highlight. Meist sind die felsigen Küsten mit
Rundwegen und Aussichtsplattformen erschlossen, die einen optimalen Ausblick auf das Meer und
die Stadt erlauben.
Kultur:
Kulturell gesehen wird man hier als Deutscher gut aufgenommen. Die Koreaner blicken teilweise auf
Deutschland als Vorbildcharakter. Vor allem auf die friedliche Wiedervereinigung sind sie neidisch,
die in ihrem Land wohl für immer eine Wunschvorstellung bleiben wird. Generell ist hier Körpergröße
ein sehr wichtiges Ideal. Daher ist die Frage nach der Körpergröße keine Seltenheit. Die Koreaner sind
generell sehr großzügig und ein gemeinschaftsorientiertes Volk, weshalb man von den Freunden
häufig mal paar Süßigkeiten als Aufmerksamkeit bekommt.
Ich danke der Christian Bürkert Stiftung mir diese einzigartigen Eindrücke zu ermöglichen!