Gemeinsam virtuell gegen Geschlechterklischees

Boys‘ und Girls‘ Day an der DHBW Mosbach

Beim diesjährigen Boys‘ & Girls‘ Day der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach am 22. April haben alle Beteiligten viel gelernt: Die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer über Gesundheit oder Technik, die moderierenden Studierenden über Didaktik und Vortragstechnik und die Hochschule über neue Formate der Wissensvermittlung aus der Distanz.

Gleich mehrere Neuheiten präsentierte die DHBW Mosbach beim bundesweiten Aktionstag Girls‘ & Boys‘ Day im April 2021, mit dem Geschlechterklischees über bestimmte Berufsbilder aufgebrochen werden soll. Erstmalig bot die DHBW Mosbach dabei etwas für Jungen an, die traditionell in Berufen der Gesundheitsbranche unterrepräsentiert sind. Prof. Dr. Boris Hubert, Leiter des Studiengangs BWL-Gesundheitsmanagement am Campus Bad Mergentheim, moderierte den Workshop „Kannst du Blut sehen?“ und zeigte dabei, wie der menschliche Körper funktioniert. Mit einem Bastelset bauten die jungen Teilnehmer ein menschliches Skelett und lernten den Körperbau von Kopf bis Zeh genau kennen. Der Professor leitete seine Schützlinge dabei an, die Organe wie das Herz oder Knochen wie Becken und Schulter richtig einzusetzen, bezog aber auch Erfahrungen der Kinder mit ein, beispielsweise indem er sie über Verletzungen ausfragte und diese dann am Skelett erklärte. „Mein Sohn war restlos begeistert“, schrieb eine Mutter im Nachhinein per Mail – denn auch Feedback gibt es in Corona-Zeiten häufig aus der Distanz. „Er hat sich schon am Vortag riesig über den Bausatz gefreut, und die Veranstaltung selbst hat ihm ebenfalls sehr gut gefallen.“

Die Bausätze selbst waren die zweite Neuheit. In den Vorjahren wuselten an diesem Tag eine Menge Mädchen über den Campus und eroberten die Labore. 2020 wurde wegen der Corona-Krise das Programm an der DHBW Mosbach abgesagt, da die Hochschule sich zu Beginn des Lockdowns voll auf den Lehrbetrieb konzentrieren musste. 2021, mehr als ein Jahr nach dem Start der Corona-bedingten Online-Lehre, fand nun auch der Girls‘ & Boys‘ Day komplett virtuell statt. Dafür wurden an der Hochschule Bausätze entwickelt, die vorab an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verschickt wurden. Am Aktionstag wurden die jungen Leute live in Online-Meetings beim Tüfteln und Erproben begleitet.

Ein weiteres Novum war, dass alle Workshops für den Girls‘ Day in diesem Jahr von Studierenden entwickelt und durchgeführt worden waren. Denn wer könnte solche Inhalte besser präsentieren als die ebenfalls noch jungen Studierenden selbst? Für die Mädchen stammten die Workshop-Inhalte aus den technischen Studiengängen, vor denen manche junge Dame zunächst Berührungsängste hat. Aus dem Studiengang Mechatronik engagierten sich die Studierenden Julia Henning, Lena Schlosser und Christopher Amthor mit ihren aktuellen Studienarbeiten. Die angehende Maschinenbau-Ingenieurin Laura Eck ergänzte die Angebote, und so konnten die teilnehmenden Girls zwischen Geschicklichkeitsspielen, Selbstbau-Beamern, Desinfektionsspendern und Lego Serious Play auswählen.

Der Aktionstag fiel in eine der wenigen Wochen des Frühjahrs, an der die Schülerinnen und Schüler der Landkreise Präsenzunterricht besuchen durften. Entsprechend lag bei vielen die Priorität auf einem Schulbesuch. Der Vorteil für die daher nicht so zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer: Sehr individuelle und qualitativ hochwertige Workshops, in denen alle persönlichen Fragen beantwortet wurden. Peter Steinert, akademischer Mitarbeiter für Ingenieurdidaktik, der die Studierenden bei der Entwicklung der Workshops unterstützt hatte, zieht ein positives Fazit: „Ich habe als Gast in jeden Workshop reingeschaut. Mich hat beeindruckt, wie empathisch und geduldig die Studierenden auf ihre jungen Gäste eingegangen sind.“ Auch die didaktische Umsetzung sei bestens gelungen: Die Workshops sollen nun auch in zukünftigen Online-Formaten eingesetzt werden, beispielsweise bei Summer Schools.