Interview mit DHBW-Absolvent und DHBW-Professor Jens Saffenreuther
Wie ging es nach dem Studium bei Ihnen beruflich weiter?
Schon damals haben fast alle Ausbildungsunternehmen Ihre Studierenden übernommen. Ich hatte das Glück und bekam auch andere Jobangebote aus der Finanzbranche, blieb jedoch bei meinem Ausbildungspartner um ein berufsbegleitendes Studium zum Diplom-Kaufmann aufzunehmen. Der Beweggrund zum Verbleib beim Ausbildungspartner war schlicht und einfach die mir gebotene Flexibilität für mein berufsbegleitendes Studium. Auch die Auswahl der Hochschule war damals leicht. Nur die Wissenschaftliche Hochschule in Lahr ermöglichte es den Absolventen der damaligen Berufsakademie direkt ins Hauptstudium zu starten. Heute gibt es hier eine kaum noch zu überblickende Anzahl an Studiengängen in Deutschland, so dass die Auswahl für die heutigen Absolventen riesig ist.
Während des Studiums zum Diplom-Kaufmann war ich als Risikocontroller und Sanierungsberater tätig. Meiner nach Abschluss des Studiums verschickten Bewerbung bei einem renommierten Bankenlehrstuhl in der Schweiz für ein Promotionsstudium mit einer Beschäftigung als Wissenschaftlicher Mitarbeiter hatte ich zunächst gar keine großen Chancen eingeräumt. Hier zeigte sich für mich aber erstmals, dass duale Studiengänge auch für die Wissenschaft eine sehr interessante Personengruppe hervorbringen. Diese Praxisorientierung war an unserem Lehrstuhl in Basel eine wichtige Komponente in Studium und Forschung.
Was genau sind Ihre Aufgaben heute? Was ist das Coolste an Ihrem Job?
Das Aufgabengebiet eines Professors ist umfangreicher, als ich es mir als Studierender früher vorgestellt habe. Hochschulen werden akademisch selbst verwaltet. Somit hat man als Professor keine Vorgesetzen, sondern erfüllt die vom Gesetzgeber definierten Aufgaben eigenverantwortlich. Das bringt eine hohe Verantwortung an diese Berufsgruppe mit sich. Denn die Aufgabengebiete in der Lehre, Forschung und Selbstverwaltung sind vielfältig. So gibt es neben den Vorlesungen und der Betreuung von wissenschaftlichen Arbeiten, insbesondere eine Vielzahl an Gremien und Kommissionen, in die wir uns einbringen. Vom örtlichen Senat am Standort, über Berufungskommissionen zur Ernennung neuer Professor*innen bis hin zum zentralen Senat in Stuttgart braucht es das Arbeitsengagement sowie die Expertise von uns. Das hier eingebrachte Engagement entscheidet über den Erfolg einer Hochschule. Daher liegt ein großer Teil der Arbeit eben auch außerhalb der reinen Lehre. Glücklicherweise hat die DHBW ein sehr engagiertes Team an Mitarbeitern, so dass wir hier sehr gut aufgestellt sind und diese Arbeiten auch viel Spaß machen.
Das Beste an unserem Job bleibt aber die Zusammenarbeit mit jungen Menschen und das anschließende Beobachten der vielfältigen Karrierewege.
Was erwarten Sie von der Zukunft? Wo sehen Sie sich in 10 Jahren?
Ich würde mich freuen, wenn unsere Präsidentin und unsere Gremien es schaffen, das Promotionsrecht für unsere Hochschule zu erkämpfen. Dies ist aus meiner Sicht nun überfällig und der letzte wichtige Schritt zu einer forschenden Hochschule.
Mein Job füllt mich aktuell vollständig aus. Die Aufgaben sind so vielfältig und die Inhalte ändern sich aktuell in einer solchen Geschwindigkeit, dass es nicht langweilig wird. Dies gilt insbesondere für unseren Studiengang Bank. So dürfen gerne auch die nächsten 10 Jahre weitergehen.
Was ist die wichtigste Erkenntnis aus Ihrem Studium? Welches Wissen, welche Kompetenzen haben Ihnen am meisten genutzt?
Am stärksten habe ich sicherlich in meiner Karriere von den sozialen Kompetenzen profitiert. Hier legt die Duale Hochschule einen relativ großen Fokus. Da mein damaliges Bank-Studium auch bereits fachlich sehr tief war, hatte ich auch hier einen großen Vorteil gegenüber anderen Hochschulabsolventen, der einige Jahre anhielt. Dies insbesondere natürlich während meiner Promotions-Zeit an der Universität Basel.
Wo sehen Sie den größten Vorteil des dualen Studiums?
Ich versuche es in Stichworten zu formulieren: sehr hohe Employability, schnelles Studium und anschließend schnelle Karrierewege, Gehalt im Studium, kleine Kurse im Studium, vollwertiges Studium mit 210 Creditpoints und häufig die Möglichkeit heimatnah zu arbeiten und/oder zu studieren.
Welche beruflichen Ziele hatten Sie während des Studiums bzw. wollten Sie immer schon Professor werden? Warum sind Sie an die DHBW zurückgekehrt?
Den Job des Professors konnte ich mir tatsächlich bereits im ersten Semester vorstellen. Damals fehlten noch der Glaube sowie die Phantasie dieses umzusetzen. Im 4. Semester wurde ich dann von einem Dozierenden, ein Motivationstrainer, hierzu nachhaltig ermutigt. Seit diesem Tag war der Berufswunsch gesetzt. Der Weg zurück an die DHBW ist nicht besonders überraschend. Wer diese Praxisnähe kennengelernt hat, vermisst sie an den anderen Hochschulen.
Welchen Rat würden Sie Erstsemestern für Ihr Studium mit auf den Weg geben?
Motivieren Sie sich und glauben Sie an sich!
Wenn Sie nochmal wählen könnten, würden Sie sich wieder für ein duales Studium entscheiden? Warum?
Auf alle Fälle. Heute ist das Duale Studium vollkommen gleichwertig im Vergleich zum Studium an anderen Hochschulen bzw. Universitäten. Es stehen danach alle Wege offen. Und während des Studiums verdient man bereits und sammelt Berufserfahrung.
Würden Sie im Nachhinein etwas anders machen?
Ich hätte vermutlich sehr viel Spaß an volkswirtschaftlichen Themen an der Universität gehabt, habe das aber leider nie ernsthaft verfolgt um keine Zeit zu verlieren.
Ihr schönstes Studienerlebnis? Ihre schönste Erinnerung an Mosbach?
Die vielen Studierendenpartys mit den Kommilitonen, mit denen bis heute die Freundschaft geblieben ist.
Was ist der größte Unterschied zwischen den Studierenden zu Ihrer Studienzeit und den Studierenden heute?
Es wird heute viel über die Generationenunterschiede gesprochen. Wenn ich in die Vorlesungssäle blicke, sehe ich aber in erster Linie Parallelen zu meiner Studienzeit. Der Unterschied ist nicht so groß wie man denkt. Das Studium ist nach wir vor wichtig, aber auch heute sicherlich nicht alles für junge Erwachsene. Und das soll genauso sein. Das ist die erste eigenständige Lebensphase, die auch Spaß machen soll. Die neue Generation hinterfragt im Durchschnitt sicherlich mehr und fordert mehr Fairness ein. Hochschulen und Unternehmen fordert das und macht uns besser.
„Die DHBW Mosbach ist für mich…“
… eine einzigartige Hochschule!