Prüfen auf dem Prüfstand
4. Tag der Lehre in Kooperation mit der DHBW Mannheim und Karlsruhe
Der Tag der Lehre 2022 wurde in Kooperation mit den Standorten Karlsruhe und Mannheim abgehalten. Die Präsenzveranstaltung stand unter dem Leitthema „Prüfen auf dem Prüfstand“. Wie verstehen sich klassische mit technologiegestützten oder Online-Prüfungsformen und was ist praktikabel und gleichzeitig zeitgemäß? Welche Prüfungsformen werden noch kommen und was ist in Zukunft zu erwarten? Diese Fragestellungen wurden am Tag der Lehre 2022 mit Expert*innen aus Lehre und Forschung beleuchtet.
Nach einer kurzen Begrüßung durch die Präsidentin der DHBW, Prof. Dr. Martina Klärle berichtete der Rektor der DHBW Karlsruhe, Prof. Dr. Stephan Schenkel, von seinen Erfahrungen als Prüfer und stellte eine aktuelle Studie zum Thema Prüfungen aus Studierendenperspektive vor, die das Education Support Center der Standorte Karlsruhe, Mannheim und Mosbach im April durchführten Demnach wünschen sich Studierende weniger Prüfungen, für die sie auswendig lernen müssen, weniger Faktenabfrage. Sie missbilligen das sogenannte Bulimielernen und wünschen sich mehr praktisch orientierte Prüfungen, in der sie auch andere Kompetenzen als reines Fachwissen wie z.B. Future Skills zeigen können, die in der Arbeitswelt von heute und morgen gefragt sind, beispielsweise digitale Kompetenz, Selbstmanagement, Konflikt- und Kritikfähigkeit, Leistungsbereitschaft, Fairness, Kommunikationsfähigkeit - gerade das zuletzt Genannte könne gut in Referaten bewiesen werden. Diese Art der Prüfung wird von den Studierenden vermehrt gewünscht.
Prüfungen waren vor 200 Jahren eine Revolution
Prof. Dr. Georg Nagler, Rektor der DHBW Mannheim, wies darauf hin, dass die Einführung von Prüfungen vor 200 Jahren eine Revolution darstellte. Bis dahin kamen nur Adelige in Spitzenpositionen. Seitdem konnten auch Bildungsbürger aufsteigen. „Fairness ist auch ein wichtiger Aspekt in Prüfungen“, so Keynote-Speaker Dr. Per Bergamin, Professor für Fernstudien und E-Didaktik. „Über Algorithmen werden Angehörige bestimmter Klassen benachteiligt. Wir ermitteln, durch welche Art von Fragen dies vermieden werden kann. Wie bereiten wir den Studierenden gute Chancen?“ Sein Fazit: „Es muss einen Perspektivenwechsel weg vom Lehren hin zum Lernen geben. Und da sind die Prüfungen ein wichtiger Teil.“ Hier müssen auch die Lehrbeauftragten abgeholt werden. Gerade an der DHBW spielen sie eine große Rolle, 70 Prozent von ihnen kommen aus der Praxis und üben einen anderen Beruf als den des Lehrenden aus.
In Workshops wurden Zukunftsszenarien entworfen
In den Workshops wurden Prüfungssituationen an den Hochschulen rekapituliert, konsolidiert und Zukunftsszenarien entworfen. Dabei wurden folgende Prüfungsformen betrachtet: Klassische Prüfungsformen, Technologiebasierte/Online-Prüfungsformen, und Innovative/zukunftsorientierte Prüfungsformen. So z.B. stellte Prof. Dr. Ulf-Daniel Ehlers im Workshop „Die neue Lern- und Prüfungskultur an den Hochschulen – Future Skills durch Selbstreflexion und Self-Assessments prüfen“ das digitale Reflexionstool und Coaching-Mentoringkonzept DIRK-Dual vor. Das Tool, das die DHBW Karlsruhe und Heilbronn entwickelt haben, soll Studierende in der Entwicklung von Future Skills unterstützen, die Theorie-Praxis-Verzahnung im dualen Studium stärken und die Transformation der Prüfungspraxis an Hochschulen hin zu Assessments for/as Learning begleiten. Der Referent Mathias Magdowski kümmerte sich in seinem Workshop „Weiterentwicklung kompetenzorientierter Prüfungen“ um die Gestaltung von Open-Book Klausuren.
Im „Gallery Walk“ konnten die Referent*innen und Teilnehmenden sich austauschen. An Postern wurden Themengebiete rekapituliert, so dass die Teilnehmenden auch aus Workshops erfuhren, an denen sie nicht dabei sein konnten. Insgesamt hatte der Tag der Lehre etwa 100 Lehrende und Mitarbeiter*innen von Hochschulen aus dem gesamten Bundesgebiet an die DHBW Karlsruhe gelockt. Sie haben sich ausgetauscht, vernetzt, kollaboriert und nahmen eine ganze Menge Informationen rund um das Thema Prüfungen mit nach Hause und werden dieses neue Wissen wiederum in ihrer Lehre anwenden.