Über die freiwillige Nachhaltigkeitsberichterstattung von KMU

Mosbacher Doktorand in deutsch-österreichischer Projektgruppe zur Nachhaltigkeitsbericherstattung (VSME ESRS)

Während große Unternehmen in der Europäischen Union durch die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) verpflichtet sind, umfassende Berichte zu Nachhaltigkeitsaspekten zu erstellen, sind kleine und mittlere Unternehmen (KMU) von dieser Pflicht ausgenommen. Eigentlich. Denn die Unternehmen, die nach der CSRD berichten, müssen auch die Wertschöpfungskette miteinbeziehen, sodass häufig auch KMU unter Druck stehen, Nachhaltigkeitsinformationen an ihre Geschäftspartner weiterzugeben. Um nicht jede Abfrage nach diesen Informationen einzeln bearbeiten zu müssen, haben viele KMU das Bedürfnis, freiwillig über ihre Nachhaltigkeitspraktiken zu berichten, um sich gegenüber Investoren, Kunden und anderen Stakeholdern transparent zu zeigen.

Genau hier setzen die VSME ESRS (Voluntary European Sustainability Reporting Standards für kleine und mittlere Unternehmen) an: Sie sind ein freiwilliger Standard für die Nachhaltigkeitsberichterstattung, der speziell für nicht börsennotierte KMU auf europäischer Ebene entwickelt wird. Sie bieten diesen einen einheitlichen Rahmen, um Nachhaltigkeitsinformationen strukturiert und nachvollziehbar darzustellen, ohne dass sie die umfangreichen Anforderungen der großen Unternehmen erfüllen müssen.

Die Einführung eines solchen Standards ist für KMU besonders wichtig, da sie damit auf standardisierte Leitlinien zurückgreifen können, die es ihnen ermöglichen, effizient und konsistent über ihre Nachhaltigkeitsleistungen zu berichten. Dies trägt nicht nur zur Vertrauensbildung bei Geschäftspartnern bei, sondern erleichtert auch die Integration in internationale Lieferketten und Märkte, in denen Nachhaltigkeitskriterien zunehmend eine Rolle spielen. Zusammengefasst bieten die VSME ESRS den KMU die Möglichkeit, mit überschaubarem Aufwand auf die wachsenden Anforderungen an Transparenz und Nachhaltigkeit zu reagieren und sich im Wettbewerb zu positionieren.

Gründung der Projektgruppe zur Übersetzung der VSME ESRS

Der VSME-Standard wurde als Entwurf im Januar 2024 bereitgestellt und hat mit einer Frist bis Mai 2024 zur öffentlichen Konsultation gestanden. Da der Standardentwurf ursprünglich lediglich auf Englisch zur Verfügung stand, hat Jonas Dickel, akademischer Mitarbeiter bei Prof. Dr. Jens Schütte an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach, eine deutsche Übersetzung vorgenommen, die zwischenzeitlich von nationalen und europäischen Institutionen übernommen wurde. 

Da der finale Standard nach der öffentlichen Konsultation voraussichtlich wieder auf Englisch veröffentlicht wird, haben das Deutsche Rechnungslegungs Standards Committee (DRSC) und das Austrian Financial Reporting Advisory Committee (AFRAC) im Juli 2024 eine gemeinsame Projektgruppe ins Leben gerufen. 

Die Projektgruppe nutzt die bereits bestehenden amtlichen Übersetzungen der European Sustainability Reporting Standards (ESRS) als Basis und wird sich im Besonderen auf die präzise und praxisnahe Übertragung der englischsprachigen Fachbegriffe in die deutsche Sprache konzentrieren. Ziel ist es, eine einheitliche Übersetzung zu schaffen, die sowohl in Deutschland als auch in Österreich zur Anwendung kommen kann.

Jonas Dickel ist Teil dieser Projektgruppe und bringt seine Erfahrung aus der deutschen Übersetzung des VSME-Standardentwurfs mit ein. Er befindet sich in einer kooperativen Promotion mit der Universität Bremen und erforscht, wie die Nachhaltigkeitsberichterstattung in KMUs implementiert werden kann. Durch seine Kenntnisse stellt er den Praxisbezug zur Umsetzung des Standards sicher, und dass die Übersetzungen für die KMU verständlich und anwendbar bleiben.

Zukunftsperspektive und Bedeutung der Übersetzungsarbeit

Die Arbeit der Projektgruppe ist ein wichtiger Schritt, um sicherzustellen, dass KMU in den deutschsprachigen Ländern der EU den VSME ESRS effektiv nutzen können. Die korrekte und einheitliche Übersetzung der Fachbegriffe und Inhalte fördert nicht nur die Anwendung des Standards, sondern trägt auch zur Stärkung der Nachhaltigkeitsberichterstattung in KMU bei.