Unter Palmen studieren: Ein Semester in Bangkok

Blogbericht von Luis Wronski zum Auslandssemester (4. Theoriesemester) an der Mahidol University, Thailand. Gefördert durch die Christian Bürkert Stiftung.

Mein Name ist Luis Wronski und ich studiere Wirtschaftsingenieurwesen mit Schwerpunkt Innovations- und Produktmanagement am Campus Bad Mergentheim. Mein Auslandssemester habe ich an der Mahidol University International College (MUIC) in Bangkok, Thailand, verbracht.

Die Entscheidung, ein Semester im Ausland zu verbringen, war von mehreren Faktoren geprägt. Zum einen wollte ich die Erfahrung machen, an einer richtigen Universität in einer Millionenstadt zu studieren. Zum anderen wollte ich dem deutschen Winter entkommen und in ein Land reisen, in dem ich gutes Wetter genießen, kostengünstig leben und reisen kann. 

Die ersten Tage in Bangkok waren aufregend und überwältigend zugleich. Bevor ich losgeflogen bin, habe ich Silvester im Skiurlaub verbracht und bin quasi aus dem Schnee ins Flugzeug in den Sommer. Trotz einer späten Ankunft waren die Temperaturen angenehm warm und das Leben in der Stadt pulsierte. Im Wohnheim wurden wir freundlich empfangen, was meine anfänglichen Sorgen, auf der Straße zu sitzen, in Luft auflöste. Mein Mitbewohner und ich hatten nämlich im Vorfeld, als Bestätigung für unser Zimmer, nur eine kurze Mail bekommen. Es ist beeindruckend, wie chaotisch und doch organisiert das Leben in Thailand ist. Man darf nicht hinterfragen, warum etwas passiert und gerne mal eine Stunde länger einplanen, am Ende kommt man immer am Ziel an.

Kontakte mit Einheimischen waren herzlich und offen. Allerdings war die Kommunikation manchmal eine Herausforderung, da nicht jeder Englisch sprechen konnte, aber mit ein paar Brocken Thai und viel Gestikulation ließ sich jedes Problem lösen. Besonders bemerkenswert waren die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Thais. Es gibt allerdings auch einige Schattenseiten, wie die vielen Sexarbeiterinnen und Drogendealer in den Touristengebieten. Der größte Schock während meiner Zeit.

Der Alltag an der MUIC war fantastisch. Auch der Campus ist wunderschön, mit viel Wasser, Grünanlagen und einem botanischen Garten – all die Dinge, die man in einer Millionenstadt vielleicht vermisst. An vier Tagen die Woche hatten wir Uni, jeweils vier Stunden, aber dennoch habe ich mehr gelernt als in Deutschland. Das lag daran, dass wir nicht die alles entscheidende finale Prüfung hatten, sondern ein Midterm und ein Final sowie Testate, Präsentationen und Projekte. Der kontinuierliche Lernrhythmus hat dafür gesorgt, dass ich die Inhalte besser behalten habe und mich tiefer mit den Themen auseinandersetzen konnte. 
In der Uni habe ich die Kurse Digital Marketing, Financial Accounting, Global Logistic and Supplychain Management, sowie Physics belegt. Gerade Digital Marketing hat mir besonders gut gefallen, da wir dort nicht nur unsere eigene Social Media Werbekampagne durchführen durften, sondern auch einen bekannten thailändischen Youtuber als Gastredner hatten. Generell waren alle Dozierende sehr darauf bedacht, ihre Vorlesungen möglichst praxisnah zu gestalten und immer wieder Anwendungsbeispiele zu zeigen.

Dank des Stipendiums konnte ich die Studiengebühren der MUIC finanzieren, was eine enorme Erleichterung war. Auch die Flüge wurden dadurch bezahlbar. Vielen Dank an die Christian Bürkert Stiftung für diese Unterstützung!

Viele Studierende wohnten in der gleichen Straße, was das soziale Leben erleichterte. Es gab viele Restaurants, Essensstände und Bars, in denen man nach getaner Arbeit den Abend verbringen konnte. Bangkok ist eine Stadt, die einem jungen Menschen alles bietet, wovon man nur träumen kann. Sie ist laut, chaotisch und stinkt, aber sie lebt und hinter jeder Ecke steckt etwas Besonderes und Aufregendes. 

Ab Donnerstagnachmittag sind wir dann immer verreist, oft quer durchs Land, ohne Flugzeug. 14 Stunden in der dritten Klasse mit dem Zug von Bangkok nach Chiang Mai sind eine Erfahrung, die man mal gemacht haben muss. Die Deutsche Bahn ist dagegen gar nicht mehr so schlimm. Generell lässt sich aber alles gut mit dem Nachtbus erkunden. Das dauert zwar länger und man muss erst lernen, darin zu schlafen, man spart allerdings eine Übernachtung und kommt direkt an seinem Ziel an. 
Am Montagmorgen um drei Uhr zuhause ankommen und um acht in die Vorlesung zu gehen, klappt erstaunlich gut. "Work hard, play hard" beschreibt den Alltag an der Uni treffend. 

Da ich seit ich 18 Jahre alt bin allein wohne, war es gar keine große Umstellung, auf einmal im Ausland zu sein. Es war sogar einfacher. Ich habe nur einmal in der ganzen Zeit gekocht, Wäsche konnte man günstig waschen lassen und zwei Mal im Monat kam eine Putzfrau in unsere Wohnung. 

Ich habe mich keinen einzigen Tag einsam gefühlt, da ich viel Zeit mit ganz vielen neuen und alten Freunden verbracht habe. Die schönsten Momente waren oft die ungeplanten. Spontane Ausflüge, nächtliches Schwimmen unter den Sternen und die Entdeckung neuer Orte haben mein Auslandssemester unvergesslich gemacht. Besonders in Erinnerung bleiben mir die vielen freundlichen Begegnungen und die offene, lockere Art der Thais.

Mein Auslandsaufenthalt hat mir gezeigt, dass das Glück oft in den einfachen Dingen liegt – wie lange Gespräch am Strand unter den Sternen oder nach der Vorlesung den restlichen Tag mit Menschen von überall auf der Welt zu verbringen. Ich werde die Zeit nie vergessen und sie hat mein Leben extrem bereichert.

Vielen Dank