Verpackung ist nicht gleich Verpackung
Unternehmerin und Hochschulrätin Simone Mosca im Vortrag
Der Paketbote hat ein Päckchen zugestellt. Voller Vorfreude stürzt sich der Empfänger darauf, will es öffnen – und scheitert am robusten schwarzen Plastikband, mit dem der Versender den Karton verschlossen hat. „Umreifungsband“ heißt das Teil in der Fachsprache und ist ein wesentlicher Teil der Verpackungsindustrie. Das mittelständische Unternehmen Mosca aus Waldbrunn hat sich darauf spezialisiert und daraus nachhaltige Verpackungslösungen entwickelt. Geschäftsführerin Simone Mosca stellte ihr Unternehmen und die Nachhaltigkeitsstrategie nun bei einem Vortrag an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg vor.
Simone Mosca, vom Handelsblatt zur nachhaltigsten Maschinenbauerin Deutschlands gekürt, warb vor rund 50 Zuhörerinnen und Zuhörern im Audimax für das Paketband, dessen Name fast so sperrig ist wie der Umgang mit ihm. Man könne damit mit wenig Materialeinsatz Einzelpakete verschließen, bündeln und leichter tragen und auch ganze Paletten sichern. Das sei wichtig, denn eine verrutschte Palette im LKW führe im schlimmsten Fall dazu, dass die ganze Lieferung abgelehnt wird und Retour geht – nachteilig für Umwelt und Kosten. Darüber hinaus lasse sich das Umreifungsband komplett recyceln. „Klebeband hinterlässt Rückstände am Karton, der dann aufwendiger wiederverwertet werden muss“, erklärte Mosca. Außerdem freue sich jeder Recycler über das hochwertige Material. „Wir bekommen häufig nur noch PET-Flaschen aus dem Gelben Sack und nicht mehr von Discountern, die ihre Flaschen mittlerweile selbst zurücknehmen und wiederverwerten. Die Nachfrage nach sortenreinem Kunststoff ist hoch.“
Simone Mosca weiß, wovon sie spricht. Sie ist seit 2008 Geschäftsführerin des Unternehmens und unter anderem für die Bereiche Nachhaltigkeit und Markenführung und für die Bandproduktion im Standort Muckental verantwortlich. Derzeit erstellt sie den zweiten Nachhaltigkeitsbericht für Mosca. Ab nächstem Jahr ist dieser für Unternehmen verpflichtend, doch da das Thema für das Unternehmen so identitätsstiftend ist, informiert Mosca bereits jetzt freiwillig über die Nachhaltigkeitszahlen. Simone Mosca liegen darüber Ausbildung und Studium am Herzen – die Ausbildungsquote ihres Unternehmens liegt um einige Prozentpunkte höher als der Branchendurchschnitt – und sie ist seit 2016 Hochschulrätin der DHBW Mosbach. Hier bringt sie regelmäßig ihre Expertise ein, beispielsweise bei der Entwicklung des neuen Studiengangs Sustainable Management. „Das große Pfund der DHBW ist der hohe Praxisbezug. Ich bin froh, dass auch der neue Studiengang hier seinen Schwerpunkt setzt.“ In nicht einmal 10 Tagen beginnt daher auch ein neuer Student ihres Unternehmens sein duales Studium in diesem neuen Studiengang.
Dabei wird er unter anderem im Produktionsstandort in Muckental eingesetzt, wo Mosca seit 2008 Umreifungsbänder produziert. Nachhaltigkeit war von Anfang an ein zentraler Punkt bei Planung, Bau und Betrieb der Anlage, erzählt die Unternehmerin, beispielsweise über Photovoltaik-Anlagen, passive Kühlsysteme und sinnvolle Nutzung der Abwärme. Doch auch die Umreifungsbänder selbst werden möglichst ressourcenschonend und damit umweltbewusst produziert: Das Material besteht zu 100 Prozent aus recycelten PET-Flaschen und Abfallmaterial wird zurück ins System geführt. Doch das Unternehmen ist in erster Linie ein Maschinenbauunternehmen. Sichtlich stolz erzählte Simone Mosca an der Hochschule vom „System Mosca“. Neben dem (Verbrauchs-)Material bietet das Unternehmen ganze Umreifungsmaschinen an sowie individuelle Beratung und Lösungen für Unternehmen und Branchen – immer mit gutem Blick für Umwelt und Kosten gleichermaßen. Die Maschinen können bei Bedarf digital überwacht und schnell gewartet und repariert werden. „Wenn bei einem Zeitungsverlag bei der Verpackung Probleme auftreten und die Zeitungen nicht mehr gebündelt werden können, steht innerhalb von kürzester Zeit der gesamte Druck still“, so die Unternehmerin.
Bedauerlich findet Simone Mosca, dass die Politik manchmal recht schwerfällig agiert. Bereits vor einem Jahrzehnt hat ihr Unternehmen Biokunststoffe entwickelt, sie selbst testweise zur Kompostierung in der Erde vergraben. Man könnte diese Kunststoffe statt normalen Kunststoffs für Verpackung oder Umreifung einsetzen und auf den ersten Blick Rohstoff einsparen. Der Nachteil: Sie verrotten langsamer als gesetzlich vorgeschrieben und müssten daher verbrannt werden. „Doch damit entziehen wir dem Kreislauf Rohstoffe, die wir zuvor mit viel Energie hergestellt haben“, so Simone Mosca.