Wenn IT auf Kunst trifft

DHBW-Studierende entwickeln virtuelle Kunstausstellung

Studierende der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach entwickelten eine virtuelle Ausstellung, in der Besucher online durch Räume mit Kunstwerken wandeln können. So verbindet sich Kunst mit Technologie und erweitert die Grenzen der traditionellen Kunstwelt – und die Studierenden lernen, Nutzeranforderungen zu erfüllen und ein komplexes Projekt zu betreuen.

Traditionelle Kunstausstellungen sind durch Raum und Zeit begrenzt. Kunstliebhaber müssen vielleicht lange anreisen, für eine Sonderausstellung im richtigen Zeitraum kommen. Auch für Personen mit körperlichen Einschränkungen können in konventionellen Ausstellungsräumen Barrieren vorhanden sein. Zusätzlich entstand in der Pandemiezeit, in der physische Ausstellungen gar nicht möglich waren, der Bedarf an alternativen Präsentationsformen. „Unsere Studierenden schließen diese Lücke mit ihrer virtuellen Kunstaustellung. Sie schaffen eine Plattform, die Kunstwerke in einer digitalen Umgebung zugänglich macht“, erklärt Prof. Dr. Christian Schalles, Studiengangsleiter für Wirtschaftsinformatik an der DHBW Mosbach. Das Projekt war Teil eines Seminars, bei dem Studierendengruppen eine konkrete Aufgabenstellung bekommen und daraus einen realen Prototyp programmieren müssen. 

Vier Studentinnen und ein Student mussten zunächst herausfinden, was sich die Künstlerin wünscht. Patricia Ranz hat selbst vor rund einem Jahrzehnt an der DHBW Mosbach Holzwirtschaft studiert. Mittlerweile arbeitet sie als freischaffende Künstlerin und Kunsttherapeutin. Die Liebe zum Wald ist geblieben, nach ihrem Jagdschein entwickelte sie das Konzept der Waidkunst, in der sie natürliche Materialien wie Rinde, Blätter oder Holzasche mit tierischen Spuren, aber auch mit Gegenständen aus der Jagd wie Patronenhülsen kombiniert. Fünf Räume sollte ihre Ausstellung haben, deren virtuelle Wände und Böden nach ihren Vorgaben gestaltet wurden. Die Umsetzung erfolgte unter Verwendung von „PlayCanvas“. „Mit diesem Programm können 3D-Umgebungen entwickelt werden, die anschließend im Webbrowser zugänglich sind“, erklärte Steven Orthey. „Es ähnelt der Methode, wie Spiele programmiert werden.“ Für die Visualisierung der 3D-Objekte – also für die Kunstwerke mit ihren Texturen, aber auch für die Vorhänge und sonstigen architektonischen Details – sollten die Studierenden Software „Blender“ verwenden. „Die Studierenden haben hier explorativ gearbeitet, denn solch ein Projekt ist nicht das typische Arbeitsfeld in der Wirtschaftsinformatik“, so Schalles.

 

Für eine optimale Nutzung wird die Verwendung des Chrome- oder Edge-Browsers empfohlen. Die Steuerung mit Touch für mobile Geräte und Smartphones ist noch nicht implementiert.

Die virtuelle Kunstausstellung zum Leben zu erwecken war aufwendig, sind sich alle Beteiligten einig. „Das war das erste Mal, dass wir im Studium so ein komplexes Projekt hatten“, erzählt Claudia Laskowitz. Aber es sei eine gute Vorbereitung aufs Berufleben, denn dort müssen die Wirtschaftsinformatikerinnen und -informatiker ebenfalls die Nutzerseite und die IT-Seite zusammenbringen. Die Studierenden arbeiteten mit der Methode SCRUM als agiles Projektmanagementwerkzeug. Nach dem Briefing bekamen die Studierenden Bilder und Beschreibungen der Kunstwerke, es gab regelmäßige Treffen mit der Austraggeberin zu den Fortschritten.

Um eine optimale Kunsterfahrung zu garantieren, wurde besonders auf eine ästhetische Gestaltung geachtet, denn die Kunstwerke sollten bestmöglich präsentiert werden. Für Patricia Ranz ist Kunst auch Erleben, und manche Kunstwerke bauen aufeinander auf oder verändern sich. So entstand aus der Videoperformance „Feuer“ anschließend die Fotogalerie „Aus der Asche“, für die die Künstlerin sich selbst mit der Asche bemalt hat. Beide Kunstwerke sind nun in der virtuellen Ausstellung hintereinander erlebbar. Im Kunstwerk „Drachenhaut“ hat Ranz verschiedene Motive über einen Zeitraum von Monaten in mehreren Schichten aufgetragen. Die reale Leinwand zeigt nur noch das letzte Werk. In der virtuellen Kunstausstellung jedoch, die mittlerweile auf der Webseite der Künstlerin und des Studiengangs eingebettet ist, kann nun jeder durch die einzelnen Motive blättern und sich damit gleichsam durch die Zeit bewegen.

Kontakt

Prof. Dr. Christian Schalles
  • Studiengangsleitung Wirtschaftsinformatik

Lohrtalweg 10
74821 Mosbach

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