Hochwasserschutz im Blick

Wissenschaftsministerin Petra Olschowski besucht die DHBW Mosbach

Im Rahmen ihrer Sommertour zum Thema „Wie wollen wir in Zukunft zusammenleben?“ besuchte Wissenschaftsministerin Petra Olschowski die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach. Sie informierte sich über den Arbeitsbereich Wasserbau und Wasserwirtschaft und bekam aktuelle Forschungsprojekte sowie Maßnahmen und Aktivitäten zum Praxistransfer vorgestellt. Bei ihrem Besuch wurde erneut die Bedeutung von Forschung und Innovation im Bereich der Hochwasserschutzmaßnahmen klar. Beim Termin dabei war auch Peter Hauk, Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz.

„Unsere Hochschulen sind unerlässlich bei der Bewältigung der Herausforderungen, die der Klimawandel an uns stellt. Ihre Aufgabe ist es einerseits, konkrete Lösungen zu entwickeln, und andererseits, ihre Studierende zu befähigen, Zukunftsprobleme zu erkennen. Die DHBW stellt sich diesen Aufgaben und leistet mit ihren Experten im Bereich Hochwasser genau das. Wie wirken sich Flutereignisse aus? Und wie können Siedlungen besser davor geschützt werden? Wie wichtig das Thema Hochwasserschutz ist, mussten wir in jüngster Zeit auch schmerzlich in Baden-Württemberg erfahren“, so Wissenschaftsministerin Petra Olschowski.

Die Präsidentin der DHBW Prof. Dr. Martina Klärle betonte in ihrer Begrüßung: „Als Geodätin und Umweltwissenschaftlerin bin ich dankbar, einer Hochschule vorzustehen, die wissenschaftliche Erkenntnisse entwickelt, um Infrastruktur vor Hochwasserschäden zu schützen und Menschen vor Gefahren wie durch Hochwasser verteilte Minen zu bewahren. Als bedeutende Transferhochschule liefern wir umsetzbare Lösungen durch drei entscheidende Faktoren: technologisches Know-how, Praxispartner, die unsere Erkenntnisse umsetzen, und Wissenschaftler, die die dringenden Themen unserer Gesellschaft aufspüren.“

Die Praxisorientierung an der DHBW - nicht nur in der Lehre, sondern auch in der Forschung - erleichtere dabei den Wissenstransfer, erklärte Prof. Dr. Max Mühlhäuser, Prorektor und Dekan der Fakultät Technik: „Für uns als duale Hochschule spielt die anwendungs- und praxisorientierte Forschung eine zentrale Rolle. Es ist uns wichtig, wissenschaftliche Erkenntnisse direkt in die Praxis umzusetzen und dabei eng mit unseren Partnern aus der Industrie und anderen Hochschulen zusammenzuarbeiten.“

Prof. Dr. Elke Heizmann, Prorektorin und Dekanin der Fakultät Wirtschaft, betonte, dass auch mit der Lehre an der DHBW Mosbach den gesellschaftlichen Entwicklungen und Herausforderungen Rechnung getragen wird. So verwies sie beispielhaft auf die Einführung des interdisziplinären Studiengangs Sustainable Management sowie auf die Neuplanung der Studienrichtung Nachhaltiges Bauen und Lebensraummanagement im Studiengang Betriebswirtschaftslehre der Fakultät Wirtschaft.

Prof. Dr. Jens Bender und sein Team stellten anschließend vor, wie der Wasserbau und die Wasserwirtschaft im Studiengang Bauingenieurwesen gelehrt und erforscht werden.

Das Projekt MineMod ist ein BMBF-gefördertes Forschungsprojekt mit Partnerinstitutionen wie der Universität der Bundeswehr München, der DHBW Mosbach und aus mehreren Ländern Südosteuropas, darunter die Universität Sarajevo und die Universität Belgrad. Es befasst sich mit der Modellierung der hochwasser- und erdrutschinduzierten Mobilisierung und Ausbreitung von Landminen und explosiven Kampfstoffen. Ziel des Projekts ist es abzuschätzen, wohin Hochwasser oder Erdrutsche Minen spülen können, die zuvor an Land verlegt wurden. Dies erfolgt durch die Simulation mithilfe hydrodynamisch-numerischer Strömungsmodelle. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Identifizierung potenzieller Gefahrenbereiche für die Bevölkerung, die in Gefährdungskarten eingetragen und lokalen Behörden zur Verfügung gestellt werden können.

Ein weiteres Highlight der Präsentation war das Promotionsvorhaben ProBau des Doktoranden Marco Öttl. Dieses Projekt beschäftigt sich mit der probabilistischen Analyse von Flussdeichen, insbesondere unter Berücksichtigung von verschiedenen Einflussfaktoren wie Wasserstand, Dauer einer Hochwasserwelle und Bodenbeschaffenheit. Ziel ist es, die Sicherheit von Hochwasserschutzbauwerken durch eine detaillierte Risikobewertung zu verbessern. Die Einflussfaktoren werden in ein umfassendes Modell integriert, um die Versagenswahrscheinlichkeit von Deichen besser abschätzen zu können. Die Ergebnisse dieser Forschung ermöglichen, potenzielle Schwachstellen frühzeitig zu identifizieren und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Das Projekt ProBau leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Hochwassersicherheit und zum Schutz der Bevölkerung in gefährdeten Regionen.

Im Ausblick auf weitere Forschungsvorhaben an der DHBW Mosbach wurde ein Projekt zum Einstau von Gleisen vorgestellt. Dieses untersucht, wie sich extreme Wetterereignisse, insbesondere Starkregen und Hochwasser, auf die Stabilität und Sicherheit von Bahngleisen auswirken. Ziel ist es, die Widerstandsfähigkeit der Schieneninfrastruktur zu erhöhen. Auch hier sollen Gefährdungsbereiche frühzeitig identifiziert und geeignete Maßnahmen zur Prävention zu ergriffen werden. Gleichzeitig gehen bisherige Berechungen immer von einem kompletten Einstau bei Hochwasser aus. Die Forschungsergebnisse sollen die in der Realität vorhandene Durchsickerung berücksichtigen und damit nicht nur die Sicherheit im Schienenverkehr erhöhen, sondern auch als Grundlage für neue Standards in der Bauplanung und im Katastrophenschutz dienen.

Während des Besuchs wurden auch verschiedene praxisnahe Versuche präsentiert, die den angehenden Bauingenieuren helfen, die komplexen Prozesse im Wasserbau zu verstehen. Dazu gehörten Experimente, die Strömungen und Verwirbelungen bei Wehranlagen, in Rohren und Ausgüssen veranschaulichen. Diese Versuche bieten den Studierenden – und diesmal auch der Ministerin und dem Minister – die Möglichkeit, theoretisches Wissen durch direkte Beobachtung und Manipulation physikalischer Modelle zu vertiefen.

Darüber hinaus präsentierte die neue Professorin Dr. Carla Pütz den Einsatz einer HoloLens im BIM-Labor. Das Building Information Modeling (BIM) ist eine digitale Methode zur Planung, Ausführung und Bewirtschaftung im Bauwesen. BIM ermöglicht es, alle relevanten Daten eines Projekts in einem zentralen, digitalen Modell zu erfassen. Mit der HoloLens, einer Mixed-Reality-Brille, wird nun auch die digitale Planung im Wasserbau auf ein neues Level gehoben. Konkret wurde in einer Studienarbeit ein Starkregenereignis im Lohrtalweg simuliert, bei dem vorab die Berechnung der Wasserstände und -ströme auf Grundlage der topographischen Höhenmeter erfolgt. Während solche Simulationen bisher nur in 2D-Visualisierungen möglich waren, also z.B. durch unterschiedlich intensive Blautöne dargestellt wurden, erlaubt die HoloLens nun eine dreidimensionale Darstellung und des Hochwassers. Diese immersive 3D-Visualisierung ermöglicht es, mögliche Gefahrenbereiche besser zu identifizieren und sinnvolle Maßnahmen zur Hochwasservorsorge effektiver zu planen. Die Ministerin konnte so die Auswirkungen von Hochwasser realitätsnah erleben und verstehen, wie Studierende und spätere Bauingenieure mit diesen Technologien präventive Strategien entwickeln, die auf fundierten, dreidimensionalen Modellen basieren.

Der Besuch bot damit eine wertvolle Gelegenheit, die enge Zusammenarbeit zwischen der Hochschule und den Ministerien weiter zu stärken und wichtige Forschungsthemen im Bereich Wasserbau und Wasserwirtschaft zu präsentieren.