UN COP16: Finanzwelt stellt Biodiversität in den Fokus
Biodiversität als entscheidender Faktor für die Stabilität globaler Finanzmärkte im Fokus der COP16-Konferenz
Auf der Welt-Biodiversitäts-Konferenz 2024, der COP16 der Vereinten Nationen, steht ein Thema besonders im Mittelpunkt: Die wachsende Bedeutung der Biodiversität für Wirtschaft und Finanzinstitutionen weltweit. Vorgestellt wird dabei auch das Projekt einer niederländischen Universität, in dem Prof. Dr. Markus Zimmer, Professor für Sustainable Management, die wirtschaftlichen Risiken des Verlusts an Biodiversität für den Finanzsektor erforscht.
Das Forschungsprojekt „Biodiversitätsbezogene Risiken und Chancen für den Finanzsektor“ der Universität Wageningen wird in Kooperation mit Banken, Versicherungsunternehmen und Finanzberatern durchgeführt. Ziel ist es, eine Methodik zur Bewertung der wirtschaftlichen Risiken und Chancen zu entwickeln, die durch den Verlust der Biodiversität entstehen. „Die Verbindung zwischen der Natur und der Stabilität unseres Finanzsystems ist enger, als viele bisher dachten“, erklärte Prof. Markus Zimmer. Er ist seit Herbst 2024 Professor für Sustainable Management an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach. Davor war er Wissenschaftlicher Koordinator am ifo-Institut, wo er sich intensiv mit den wirtschaftlichen Auswirkungen von Umweltveränderungen befasste und entwickelte bei der Allianz Prozesse zur Bewertung von Klimarisiken.
Neben dem Schwerpunkt des Zusammenwirkens von Biodiversität und Klimaschutz betont die COP16 die Notwendigkeit, die biologische Vielfalt in wirtschaftliche und finanzielle Entscheidungen zu integrieren. Die Konferenz, die in Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen organisiert wird, versammelt Regierungsvertreter, Wissenschaftler und Wirtschaftsführer aus aller Welt, um Lösungen für die globalen Umwelt- und Biodiversitätskrisen zu finden.
Ergebnisse des Projekts: Der Wert der Bestäuber
Ein zentrales Ergebnis des Projekts ist die Berechnung des wirtschaftlichen Wertes von Biodiversität, beispielsweise von Bestäubern wie Bienen und andere Insekten. Die Auswirkungen von Biodiversitätsverlusten sind regional sehr unterschiedlich. Studien innerhalb des Projekts zeigen, dass ein Verlust von nur 20 Prozent der Bestäubungsaktivität in Belgien oder den USA jährlich zu einem Rückgang der landwirtschaftlichen Produktion um 1,9 beziehungsweise 1,3 Prozent führen würde, was einem wirtschaftlichen Verlust von 0,2 und 5,4 Milliarden US-Dollar entspricht. In Frankreich und Deutschland fallen die relativen Verluste deutlich niedriger aus und der Produktionsrückgang von 0,7 und 0,6 Prozent entspricht Verlusten von 0,6 und 0,4 Milliarden US-Dollar. Um diesen Verlusten entgegenzuwirken, identifizierte das Projekt verschiedene Maßnahmen, darunter kostengünstige Techniken wie Prozesse für Präzisionslandwirtschaft, aber auch teurere Optionen wie der Einsatz von Nematoden anstelle von Insektiziden.
Neben direkten Produktionsausfällen durch den Verlust von Bestäubern identifiziert das Projekt auch sogenannte „Transformationsrisiken“. Hierbei handelt es sich um Risiken, die durch plötzliche Änderungen in der Politik, Technologien oder den Verbraucherpräferenzen entstehen können. „Wenn Unternehmen sich nicht rechtzeitig an neue Umweltvorschriften anpassen, könnten hohe Kosten auf sie zukommen“, erläuterte Prof. Zimmer. „Wir können in unseren Studien belegen, dass der Schutz der Biodiversität zwar oft kurzfristig Kosten verursacht, mittel- und langfristig jedoch auch wirtschaftlich gesehen sinnvoll ist.“