Vermessung unter Tage
Angehende Bauingenieure der DHBW Mosbach vermessen Tropfsteinhöhle Eberstadt
Statt ausschließlich zu Hause vor dem Laptop an Online-Vorlesungen teilzunehmen, bekamen vier Studierende der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach Ende Mai eine besondere Abwechslung zum tristen Corona-Alltag. Für eine Studienarbeit, die von den Studierenden des Studiengangs Bauingenieurwesen im 6. Semester eingereicht werden muss, wurde die überregional bekannte Tropfsteinhöhle im Buchener Stadtteil Eberstadt umfangreich vermessen.
Das Vermessungsprogramm sah die folgenden Arbeitsschritte vor: Ausgehend von einem Höhenfestpunkt, der sich rund 700 m entfernt von der Tropfsteinhöhle befindet, wurde ein Nivellement durchgeführt, um die genaue Höhe am Eingang der Tropfsteinhöhle zu ermitteln. Vom Höhleneingang bis zum Ausbauende der Höhle wurde mit Hilfe eines Tachymeters ein Polygonzug gemessen. Daran anschließend erfolgte ein hochgenauer 3D-Scan, der in vielen Einzelabschnitten mittels Laserscanner durchgeführt wurde.
Die Idee dazu stammt vom aus Eberstadt stammenden Vermessungsingenieur Elmar Pfeiffer, der als nebenberuflicher Lehrbeauftragter für Vermessungskunde im Studiengang Bauingenieurwesen an der DHBW tätig ist. „Durch meinen beruflichen Werdegang war es schon seit längerem ein kleiner Traum, die Tropfsteinhöhle mittels verschiedener Verfahren zu vermessen“, berichtet Elmar Pfeifer. Als neue Themen für Studienarbeiten gesucht wurden, sprach er Studiengangsleiter Prof. Dr.-Ing. Markus Schönit auf das geplante Vorgehen an. Dieser war auch gleich begeistert vom Projekt: „Als Buchener war ich natürlich schon einige Male in der Tropfsteinhöhle und kenne deren gewaltige Ausmaße. Da gefiel mir die Idee von der Vermessung sofort. Die Vermessungskunde nimmt zwar nur einen relativ kleinen Teil im Bauingenieurwesen-Studium ein und die Studierenden lernen bei uns nur die Grundlagen der Vermessung mit dem Nivellier und dem Tachymeter kennen. Für den Einsatz des DHBW-eigenen Laserscanners bleibt in der Lehre leider nicht viel Zeit“, erklärt Schönit. „Aber vor allem das 3D-Laserscanning gewinnt dank der mittlerweile vorhandenen Gerätetechnik bei der Planung und Bauüberwachung immer mehr an Bedeutung in der Baupraxis und so war ich sehr dankbar, dass wir diesen besonderen Einsatz durchführen konnten.“
Vertreter der Stadt Buchen zeigten sich ebenfalls sehr aufgeschlossen für das Projekt und so konnte die DHBW schnell und unkompliziert eine Erlaubnis erhalten. Zunächst machte die Corona-Krise dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung und der erste Termin für die Vermessung musste abgesagt werden. Letztendlich war es für die Vermessung dann sogar von Vorteil, dass die Tropfsteinhöhle für den regulären Besuchsverkehr gesperrt wurde. Dadurch konnte man an zwei ganzen Arbeitstagen die leere Höhle nutzen und musste beim Positionieren der Vermessungsinstrumente keine besondere Rücksicht auf andere Höhlenbesucher nehmen. Die Einhaltung der Sicherheitsabstände der Vermesser untereinander war in der weiträumigen Höhle kein Problem.
Aktuell sind die Studierenden mit der Auswertung der Messdaten beschäftigt. Als Endergebnis soll ein hochauflösendes 3D-Modell der Eberstadter Tropfsteinhöhle erzeugt werden. Weitere denkbare Folgeschritte sind die Veröffentlichung des Modells zur virtuellen Begehung mittels VR-Brille sowie die Absteckung markanter Punkte des Höhlenverlaufs an der Oberfläche.
Beteiligt an der Vermessung waren Cedric Egolf, Sandro Gaiser, Alexander Hörsch und Leonie Vondermaßen (alle Studierende), Elmar Pfeiffer (Lehrbeauftragter), Prof. Dr.-Ing. Markus Schönit (Leiter Studiengang Bauingenieurwesen-Projektmanagement), Ralf Brecht (Laboringenieur der DHBW) sowie Philipp Leonhardt (Vermessungstechniker).
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