Ein kurzes Portrait des Studienangebots
Es ist der Initiative der BayWa AG und der ZG Raiffeisen zu verdanken, dass das betriebswirtschaftliche Studienprofil mit ausgeprägter Agrarorientierung zum Studienjahr 2012 an der DHBW Mosbach eingeführt wurde. Ein gewünschtes Ausbildungsangebot für Nachwuchsführungskräfte aus der Agrarwirtschaft also. Auch von Seiten der Studieninteressierten. „Es gibt eine klare Nachfrage nach Dualen Studiengängen seitens der Bewerber“ sagt Professor Dr. Hubert Speth, Studiengangsleiter. „Man muss ambitionierten Nachwuchskräften etwas bieten, um Sie im Unternehmen zu halten. Dass das mit unserem Dualen Studienangebot gelingt, zeigen die Übernahmequoten. Über 90 % der Absolventen bleiben im Unternehmen.“
Die Absolventinnen und Absolventen sind nach dem Studium keine Theoretiker, sondern nahe dran am Tagesgeschäft ihres Ausbildungsunternehmens. 3 Jahre Dual studieren heißt 3 Jahre Wechsel von Theorie und Praxis. Etwa alle 12 Wochen geht es in den Betrieb. Dort durchlaufen die Studierenden alle Geschäftsbereiche, z.B. Saatgut, Düngemittel, Pflanzenschutz, landwirtschaftliche Erzeugnisse, Logistik. In Theorie und Praxis lernen sie kaufmännisches Denken und Handeln, das Wissen, wie man Kunden anspricht und bindet, wie man ein Produkt kalkuliert, betriebswirtschaftliche Strategien entwirft und die richtigen Maßnahmen dazu entwickelt. Das Duale Studienangebot ersetzt dabei kein Agrarstudium. Ein klassisches agrarwissenschaftliches Studium heißt 98 % Agrar plus ein bisschen BWL. „Unser Schwerpunkt liegt auf betriebswirtschaftlichen Kenntnissen. Ziel ist die Ausbildung von qualifizierten Mitarbeitern für Marketing, Vertrieb, Logistik und für kaufmännische Bereiche als zukünftige Führungskräfte im Agrarbereich“, so Professor Dr. Alexander Neumann.
„Wir versuchen, nicht in Fächern oder in Unternehmensformen zu denken, sondern in Wertschöpfungsketten“ erklärt Professor Dr. Neumann. „Also vom Hersteller über den Handel bis zum Handwerk.“ Der Campus Mosbach ist dabei auf B2B-Lösungen spezialisiert. Mit diesem Schwerpunkt hat sich die Hochschule seit der Umwandlung der ehemaligen Berufsakademien in Baden-Württemberg zur Dualen Hochschule 2009 eine Nische in diesem Markt erobert. Die Lehrbeauftragten kommen zum überwiegenden Teil direkt aus der Wirtschaft. „Wenn die Studierenden wählen könnten, wohin sie möchten, würden sie vermutlich nicht nach Mosbach gehen“, meint Professor Neumann. „Es gibt beliebtere Studienorte, gegen die wir keine Chance haben. Also müssen wir die Unternehmen dazu bringen, die Studierenden zu uns zu schicken, weil sie hier das Angebot vorfinden, das sie brauchen und das es nirgendwo sonst gibt. Nur dann können wir hier im ländlichen Raum überleben.“
„Mithilfe der Studierenden sind unsere Ausbildungspartner in der Lage, Analysen durchzuführen, welche im täglichen Geschäft ansonsten nicht möglich wären“, erklärt Studiengangleiter Professor Dr. Speth. Das Anforderungsniveau im Studium ist hoch und fördert die Einsetzbarkeit der Studierenden im Betrieb. „Wir sind stolz auf die Leistungen unserer Studierenden. Sie haben in ihren Projekt- und Bachelorarbeiten mittels Marktanalysen schon den einen oder anderen innovativen Veränderungsvorschlag für ihr Unternehmen auf den Weg gebracht.“ Im Vordergrund stehen Lösungsansätze für Vertriebs-, Logistik- oder Organisations- und Controlling-Themen. So beschäftigten sich seine Studierenden beispielsweise mit potenziellen Wettbewerbsvorteilen, die die Fokussierung auf ein bestimmtes Futtermittel oder Saatgut generieren kann. Andere überprüften den Nutzen von Produktvariationen eines Düngers oder einer Feldfrucht, oder entwickelten Marketingstrategien für den Direktvertrieb von Obst, Gemüse bzw. Agrartechnik über verschiedene Distributionskanäle.
Unsere Absolventen sind sich einig. Ein Duales Studium bringt viele Vorteile mit sich: Praxisnahe Dozenten, dadurch mehr Bezug zur „Realität“ in den Lehrveranstaltungen. Geld verdienen. Mehr Methodenkenntnisse. Leichter(er) Start ins Berufsleben. Man spart sich die Trainee-Phase. Die Kursgrößen sind mit 30 Studierenden klein. Oft entsteht ein enger persönlicher Zusammenhalt, der auch nach dem Studium noch lange weiterwirkt. Es gibt natürlich auch Nachteile im Vergleich zum Universitätsstudium. Ein Duales Studium ist weniger flexibel. Man ist im Schema „eingenormt“.
Duale Studierende sind junge, motivierte Mitarbeiter, die Lust haben auf Arbeiten und Studium. Eine gelungene duale Ausbildung funktioniert vor allem dann, wenn das Ausbildungsunternehmen genau plant, wohin der/die Duale Studierende entwickelt werden soll und diese/r innerbetrieblich entsprechend gefördert und unterstützt wird. Perspektiven frühzeitig aufzuzeigen, motiviert die Studierenden zusätzlich und ist die Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit nach dem Dualen Studium. Und mit etwas Glück findet man bereits während des Studiums Förderer im Unternehmen, die einem die spätere berufliche Karriere erleichtern.