3. Tagung Branche meets Hochschule zum Personalrecruiting hat stattgefunden

3. Branchentagung wieder ein großer Erfolg

Mosbach, 8. Juni 2018 – Hochschule und Branche sind an den Dualen Hochschulen Baden-Württembergs selbstredend Partner. In Mosbach treffen sie seit 2016 bei einem eigens entwickelten Veranstaltungsformat aufeinander, zum dem die BWL-Handel-Vertiefungen „Branchenhandel Bau, Haustechnik, Elektro“ sowie „Branchenhandel Holz“ einladen. 2018 widmete sich die Tagung „Branche meets Hochschule“ einem brennenden Thema: Kann man der Personalknappheit mit „branchenorientiertem Personalrecruiting“ begegnen?

Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten ist ein Thema von wachsender Bedeutung. Ganz besonders in den Branchen Holz, Bau, Haustechnik und Elektro in allen Stufen (Hersteller, Handel Handwerk). Da liegt es nahe, Dozenten, Studierende, Branchen- und Verbandsvertreter zusammenzubringen. Das gelang auch 2018 wieder sehr erfolgreich. Der Audimax der DHBW Mosbach war bis auf zusätzlich bereit gestellte Plätze gefüllt. Durch ihr Sponsoring hat die Geberit AG die Veranstaltung erneut möglich und für die Teilnehmer kostenfrei gemacht. Der weltweit tätige Konzern im Sanitärbereich war zudem in der Person von Laura Rupps gegenwärtig. Als Business Partner im  Hochschulmarketing tätig stellte Rupps Geberit als „Marke und als Arbeitgebermarke“ vor.

„Das Recruiting wird schwieriger, selbst für Top-Unternehmen“

 119 Stellen in neun Ländern sind bei Geberit aktuell zu besetzen. 12 000 Mitarbeitende in über 40 Ländern relativieren die hohe Zahl unbesetzter Stellen „Die Geberit“ legt Wert auf Werte. „Wir möchten Mitarbeiter holen und halten, die unsere Werte teilen“, positionierte Rupps Geberit. Die oft jahrzehntelange Treue zeige, dass der Effekt auch langfristig greife. „Doch das Recruiting wird schwieriger“, erkannte Rupp, selbst für Geberit als den bekannten, attraktiven Arbeitgeber.

Auch bei Geberit hat man die Bedeutung der Eltern (von möglichen Auszubildenden und Studierenden) erkannt, bindet sie in die Recruiting-Überlegungen ein. Gleiches hat eine aktuelle Studentenbefragung ergeben, deren Ergebnisse Prof. Dr. Alexander Neumann den Zuhörerinnen und Zuhörern präsentierte.

„Personalknappheit dramatisch im mittelständischen Handwerk“ 

Die Situation der Personalknappheit beurteilte Neumann, wie auch der anwesende Obermeister der SHK-Innung Neckar-Odenwald-Kreis  Matthias Müller, als „dramatisch“ für dass mittelständische Handwerk, das massiv leidet unter fehlendem Nachwuchs. Kurzfristig einen Handwerker zu bekommen für „Kleinaufträge“ wird immer schwieriger, auch wenn die geburtenstarken Jahrgänge noch nicht ausgeschieden sind. Die Anzahl der Auszubildenden ist selbst in zulassungspflichtigen Gewerken dramatisch eingebrochen, vielfach um die Hälfte in den letzten 20 Jahren, in nicht zulassungspflichtigen Gewerken wie dem Fliesenlegerbereich nahezu komplett.

Im Umfeld der Beschaffung von Nachwuchs in der Bauwirtschaft kommt den Eltern eine nicht unbedeutende Rolle zu. Aber auch die Unternehmen selbst sind gefragt. Neumanns Appell: „Entscheidungen fällen Jugendliche oft sehr kurzfristig. Akquirieren Sie bis zum letzten Tag!“ Nicht nur den „richtigen Zeitpunkt“ peilt Marc Windbacher an, richtig müssten auch Ort und Kompetenz sein, wenn es darum geht, Mitarbeiter fürs eigene Unternehmen  zu gewinnen und zu halten. Er ist Personalleiter bei Bauking, einem marktführenden Unternehmen im deutschen Baustoff- und Holzhandel und Sprecher der Fachgruppe Aus- und Weiterbildung beim Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB), der die DHBW Mosbach im Studiengang Branchenhandel Bau bundesweit aktiv unterstützt. Um interne Mitarbeiter für ein duales Studium zu gewinnen, sieht er sich nicht nur im Wettbewerb mit anderen seiner Branche, sondern auch mit Unternehmen „nebenan“.

Für die im Auditorium, die fürs eigene Unternehmen oder die Branche Erkenntnisse und Anregungen mitnehmen wollten, dürften Neumanns Ausführungen interessant gewesen sein. Udo Schlüter beispielsweise, einem Hersteller von Systemen für die Verlegung von Fliesen und Naturstein in Iserlohn, will sein Ausbildungs-Portfolio um die Sparte Duales Studium erweitern. Ihm kommt das Branche-Hochschule-Meeting in Mosbach sehr entgegen.

Die Generation Y

Die Jugendlichen, um die sich die Branche als Azubis wie als Studierende intensiviert bemüht – wie ticken sie eigentlich? Mit den als Generation Y bezeichneten Geburtsjahrgängen zwischen 1980 und 2000 kennt sich Jana Kasselmann aus. Nicht nur, weil sie selbst dazu zählt. Im vergangenen Jahr hat sie ihre Bachelor-Arbeit an der DHBW Mosbach der „Generation Y“ gewidmet und berichtete nun, wie sie und ihresgleichen sich als Mitarbeiter gewinnen und binden lassen. Dass sie den Spieß inzwischen umdrehen können und ihre Anforderungen an Führungskräfte formulieren, zeugt vom Selbstbewusstsein der Generation Y wie davon, wie sich Nachfrage und Angebot geändert haben. 

Hatte schon Professor Neumanns Studentenbefragung ergeben, dass ein gutes Arbeitsklima, eine befriedigende, vielfältige Tätigkeit und eine ausgewogene Work-Life-Balance für die jungen Menschen bei der Wahl des Ausbildungs-/Studienplatzes wie im späteren Arbeitsleben wichtiger werden, so konnte Jana Kasselmann dies bestätigen. „Wir möchten was erreichen. Das geht nur mit einem Arbeitgeber, der uns das ermöglicht. Wenn wir uns nicht wohlfühlen, sind wir auch schnell weg.“ Studiengangsleiter Prof. Dr. Hubert Speth freut sich über das Wiedersehen mit „seiner“ Studentin, die im geholfen habe, die Generation Y besser zu verstehen.

Ansprache über moderne Kommunikationskanäle

In doppelter Funktion war Barbara Frieling zur Tagung gekommen: Beim Baufachhandel „Bauen + Leben“ in Krefeld ist sie leitend in der Personalabteilung tätig, beim Branchenverband BDB stellvertretende Sprecherin der Fachgruppe Aus- und Weiterbildung. Sie plädierte dafür, „modernes Personalrecruiting als Serviceleistung für das Handwerk“ zu verstehen. Die Zielgruppe „Generation Y“ betreffend machte Frieling klar, dass eine Ansprache über moderne Kommunikationskanäle (Twitter, Facebook, Instagram) gerade für kleine Unternehmen eine Herausforderung sei. „Denn dann muss auch der Internet-Auftritt stimmen“, was in ihrer oft mittelständisch strukturierten Branche nicht immer der Fall sei.

Ergebnis der Workshops – Mehr Unterstützung des Handwerks im Bereich „Personal“ möglich

 „Branche meets Hochschule“: Nachdem man sich zur Mittagspause in der Mensa getroffen hatte, war das Nachmittagsprogramm mit Workshops und einer Podiumsdiskussion praxisorientierten Fragestellungen und der vertiefenden Auseinandersetzung mit dem Thema gewidmet. Denn: „Ganzheitliches Personalmarketing ist und bleibt wichtig.“ Ein zentrales Ergebnis war, dass in einem der drei Workshops die anwesenden Hersteller und Großhandel gemeinsam erarbeiteten, dass man das Handwerk sehr stark im Bereich Vertrieb unterstützt, aber bisher fast gar nicht im Bereich der Personalgewinnung und –bindung. Allgemein wurde das Potenzial hier mehr tun zu müssen um den dreistufigen Vertriebsweg zu stärken erkannt, bestätigt und mit in die Unternehmen mitgenommen.

Wenn die Tagung hier einen Beitrag geliefert hat für mehr Engagement zur Unterstützung des Handwerks, dessen Lage sich finanziell in den letzten Jahren verbessert hat, und dieses dazu führt, das Handwerk zukünftig auch personell zu stabilisieren, dann gibt es in der Holz-, Bau-, Haustechnik-, Elektrobranche ein zukünftiges Wachstum, zur Entspannung des angespannten Wohnungsmarktes und zum Wohle der Gesellschaft allgemein, aber auch des einzelnen Verbrauchers mit seinen täglichen Problemen im Hausumfeld.  So lautete das positive Fazit des Tages von Prof. Dr. Alexander Neumann.

Der Download der Vorträge und der Workshop-Ergebnisse findet sich unter Veranstaltungen.