Seit 30 Jahren Dipl.-Betriebswirt, Schwerpunkt Holzhandel
Absolventen des Studienjahrgangs 1986 zu Besuch in Mosbach
Vor 30 Jahren wurden die Absolventen des Studienjahrgangs „HH 86“ an der damaligen Berufsakademie Mosbach (heute Duale Hochschule Baden-Württemberg – DHBW) im Studiengang Handel mit dem Schwerpunkt Holzhandel graduiert. Der eine oder andere ist auch seit dieser Zeit nicht mehr an seiner Alma Mater gewesen. Viele von ihnen hatten Mosbach daher noch als kleinen Studienort mit wenigen hundert Studierenden in Erinnerung. Umso überraschender war es für sie, dass sie bei ihrem erneuten Besuch vor Ort einen dynamischen Hochschulstandort mit über 3.600 Studierenden besichtigen konnten.
Studiengangsleiter Prof. Dr. Hubert Speth nahm die Besuchergruppe am 9. November 2019 in Empfang und führte sie durch die neuen Gebäude und Laborräume der DHBW Mosbach. Voller Staunen nahm die Besuchergruppe wahr, wie viel sich seit ihrer Studienzeit in Mosbach zum Positiven verändert hat. Waren die Vorlesungsveranstaltungen in den 1980-er Jahren noch in den Räumen der Steyler Missionare am Rande der Stadt untergebracht, ist die DHBW heutzutage auf vier verschiedenen Standorten in ganz Mosbach verteilt, mit dem großen Hauptcampus nahe des Stadtzentrums.
Nach dem Rundgang kamen die Ehemaligen dann in einem der Vorlesungsräume zusammen. Dort verkündete ihnen Speth, dass er sich nochmals genauer mit ihren damaligen Klausuren beschäftigt habe und dabei einige Ungereimtheiten habe feststellen müssen. Aus diesem Grund müssten sie nun eine Erstsemesterklausur wiederholen, woran die „alten Herren“ sichtlich Freude hatten. Nachdem alle die Wiederholungsklausur
mit Bravour bestanden und dafür auch ein Zertifikat ausgehändigt bekamen, berichtete Speth über die aktuelle Situation des Studiengangs Holzwirtschaft an der DHBW Mosbach. Als er vor rund zehn Jahren das Studienangebot Holzhandel von seinem Vorgänger Prof. Dr. Schafferer übernommen hatte, erklärte ihm dieser, dass die Leitung des Studiengangs Handels im Prinzip ganz einfach sei. Er müsse nur genügend reservierte Studienplätze von Unternehmen bekommen, dann laufe der Studiengang von ganz alleine.
Heute, fast zehn Jahre später, stelle sich die Situation vollkommen anders dar. Um einen Kurs mit rund 30 Studienplätzen zu füllen, benötige man heute mehr als doppelt so viele reservierte Plätze aus den Unternehmen. Der Grund dafür sei, dass viele Betriebe der Holzbranche häufig überhaupt keine oder zumindest keine passenden Bewerber mehr bekämen, die sie zum Studium nach Mosbach entsenden könnten. In den vergangenen Jahren lag die Besetzungsquote bei unter 50 Prozent, d. h. jedes zweite Unternehmen der Holzbranche fand keinen passenden Studienbewerber. Die Situation stellt sich laut Speth jedoch viel dramatischer in der Holzbranche selbst als für die Hochschule dar. An der DHBW Mosbach machen die Holzwirtschaftsstudierenden 2 bis 3 Prozent der Gesamtstudierenden aus. Das heißt rund 97 Prozent studieren einen anderen Studiengang, was bedeutet, dass die Hochschule die Holzbranche nicht unbedingt brauche. Für die Holzbranche hingegen wäre es jedoch fatal, wenn es wie schon in Finnland oder Schweden zukünftig auch in Deutschland keine oder kaum noch passende Studienangebote für die Holzwirtschaft gäbe. Allein die Umbenennung des Studiengangs Holzwirtschaft der Universität Hamburg in Bioressourcen-Nutzung stelle nach Speths Ansicht für die Nachwuchssituation der deutschen Holzbranche keine wirklich gute Perspektive dar.
Speth empfiehlt daher den Unternehmen, den Gehaltsbriefen an ihre Mitarbeiter ein Schreiben beizulegen, mit dem Text: „Wir bezahlen das Studium Ihrer Kinder“ (Nichten/Neffen usw.). Junge Menschen hören heutzutage immer noch sehr auf den Rat ihrer Eltern. Wenn diese bereits einen Sohn oder eine Tochter an einem teuren Hochschulstandort finanzieren müssten, seien sie oftmals dankbar dafür, wenn ein weiteres Kind durch die finanzielle Unterstützung des Unternehmens per dualem Studiengang versorgt werde. Nach diesem Appell von Speth, der viele der anwesenden Unternehmer sichtlich nachdenklich stimmte, ließ man den Abend noch feuchtfröhlich im Mosbacher Brauhaus ausklingen. Dort präsentierte, zur Überraschung aller, einer der Ehemaligen sogar noch den Bericht über ihre damalige Verabschiedung aus dem „Holz-Zentralblatt“ („Berufsakademie Mosbach verabschiedet 17 Dipl.-Betriebswirte der Fachrichtung „Handel – Schwerpunkt Holzhandel“ HZ. Nr. 145 vom 4. Dezember 1989, S. 2294).