Wissenschaft trifft Anwendung: Thermodynamik im Brauhaus

DHBW-Studierende erleben Wirtschaftsingenieur-Vorlesung in Herbsthäuser Brauerei


Thermodynamische Prozesse wie beispielsweise den Kälteprozess in der Theorie zu verstehen ist eine recht komplizierte und bisweilen trockene Angelegenheit – es sei denn, man vermittelt die wissenschaftlich-fachlichen Inhalte an einem Ort der praktischen Anwendung. Mit diesem Gedanken verlegte Professor Volker Siegismund seine Thermodynamik-Vorlesung kurzerhand in die Brauerei nach Herbsthausen. Rund 60 Studierenden erläuterte er dort anhand der Praxisanwendung „Bier brauen“ alles Wichtige rund um die Kälteerzeugung.

Der Brauprozess sei ohne den Einsatz von Kältetechnik nicht möglich, führte Prof. Dr.-Ing. Volker Siegismund vom Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen in die Materie ein. Während früher im Winter Eisplatten in Seen oder Eiszapfen an sogenannten Eisgalgen geerntet und in Eiskellern für die Verwendung im Brauprozess gelagert wurden, verrichten seit Anfang des letzten Jahrhunderts Kältemaschinen ihre Arbeit. „Die wissenschaftlichen Fragen in der Kältetechnik drehen sich in den letzten Jahrzehnten – wie auch heute noch – meist um zwei zentrale Fragen: Wie umweltverträglich ist das eingesetzte Kältemittel? Und wie effizient ist die Anlagetechnik“, erklärte der Professor. Er stellte den Studierenden deshalb verschiedene Kältemittel vor und ließ sie die Mittel nach ihrem sogenannten Treibhauspotential beurteilen. Außerdem zeigte er, welche Faktoren – allen voran die benötigten Temperaturen – den Kühlprozess beeinflussen und ließ die Studierenden die Energieeffizienz verschiedener Szenarien berechnen.

Während der anschließenden Brauerei-Besichtigung konnten verschiedene Fragen rund um den Brau- und Kälteprozess geklärt werden. So kommen in der Herbsthäuser Brauerei überwiegend natürliche und damit umweltschonende Kältemittel zum Einsatz. Neben dem „Erlebnis Brauerei“ sollte die Exkursion die Studierenden auf einen Laborversuch an einer Kälteanlage am Campus Bad Mergentheim vorbereiten. „Hier vertiefen wir im praktischen Versuch die Inhalte. Die Einflussfaktoren auf den Kühlprozess, die wir in der Brauerei nur berechnet haben, können wir damit experimentell belegen und vermessen“, so Volker Siegismund. „Danach gilt es zu entscheiden, wie wir eine Anlage mit möglichst geringem Energieeinsatz betreiben könnten.“